Wie Anja entstand und mein Part dabei

Der Bericht einer Partnerin über die Crossdressing Leidenschaft ihres Mannes

Zu Beginn unserer Beziehung, vor gut 5 Jahren, eröffnete mir mein späterer Mann irgendwann, dass er gerne Damenunterwäsche trage. Soweit erst einmal kein Problem für mich. Ich fand es sogar sehr spannend, wenn er mit Strapsen oder Damenslips unter der "normalen Kleidung" aus dem Haus ging. Oftmals war ich auch dabei. Es kamen weitere Details hinzu. So lackierte ich ihm aus Spaß mal die Fußnägel oder er probierte ein Kleid von mir an. Großartiger Weise haben wir beinahe dieselbe Schuhgröße, somit konnte er auch mal mit meinen Damenstiefel herumlaufen.

Als wir zusammenzogen und nun unseren gemeinsamen Raum hatten, nahm Anja langsam Gestalt an. Mal brachte ich ihr ein Kleid vom Einkaufen mit, oder wir zwei Frauen verbrachten den Sonntag auf dem Sofa. Bis der Punkt kam, als "Anja", damals noch ohne diesen Namen, den Weg nach draußen wagen wollte.
Ich muss an dieser Stelle hinzufügen, dass ich niemals, auch nicht später das Gefühl hatte, meinen Mann zu verlieren. Auch wenn es Zeiten gab, in denen ich zweifelte, ob hinter diesem "Verkleiden" und "Zurechtmachen", nicht noch mehr steckte.
Der erste Ausflug ins Freie war natürlich mit viel Nervosität verbunden. Auf beiden Seiten. Das Klappern unserer Absätze auf dem Asphalt war extrem laut und für mich drohte jederzeit die Entdeckung.

Später gab es weitere Gelegenheiten auf einsamen Parkplätzen oder Waldwegen, stets im Dunkeln. Ich mochte und mag es nach wie vor nicht, wenn Anja in unserer unmittelbaren Nachbarschaft spazieren geht. Ich gehe selten zusammen mit ihr aus dem Haus bzw. warte bereits im Auto, wenn wir gemeinsam irgendwo hin wollen.

Das erste Mal, dass ich mit einem anderen Crossdresser zusammen traf, war in Hamburg vor dem KISS mit Juliane. Kurzes Händeschütteln und dann zogen die Damen weiter zu ihrem Treffen. Inzwischen war ich bereits bei dem späteren Abendessen, im Falkenstein, mit dabei und fand es toll. Es wird sicher noch mehr Gelegenheiten geben, bei denen ich dabei bin.

Ich freue mich für Anja, dass sie durch die Gruppe und den regen Austausch in Foren an Selbstbewusstsein gewonnen hat und eine Truppe Menschen um sich hat, die ihre Sorgen und Nöte teilt. Ich bin froh um die begleitende Rolle im Hintergrund. Auch wenn ich inzwischen lockerer an die Sache herangehe, mit ihr in die Öffentlichkeit gehe, ist und bleibt es ein Teil von Anja. Ich beschwere mich gerne dass Anja sehr viel unordentlicher ist als mein Mann und ich trete auch mal auf die Kostenbremse, wenn Madame sich wieder neue teure Dinge leisten mag.

Einig sind wir uns in dem Punkt, dass unsere Familie wohl niemals Anja begegnen wird. Das wäre einfach zu viel Konfliktpotenzial. Da behalten wir dieses kleine Geheimnis gerne für uns.

Ein Thema, dass sich hin und wieder bei mir einschleicht, ist die Frage nach der Transsexualität. Auch wenn ich weiß, dass mein Mann für sich kein Bedürfnis oder Antrieb hat, seinen Körper komplett zu ändern, irritiert mich sein Interesse an diesem Thema schon manches Mal. Es rührt mit Sicherheit aus der jahrelangen Ungewissheit, was nun wirklich in ihm steckt. Ich weiß dass es beides ist. Ein Teil Mann und ein Teil Frau. Und beide scheinen nun einen Punkt erreicht zu haben, in dem Gefühle, Persönlichkeiten und Anerkennung sich die Waage halten. Einmal im Monat(oder auch öfter) ist mein Mann Anja, ob mit mir oder ohne mich.

Anjas Partnerin / September 2012