Caroline - Teil 7

Der nächste Morgen weckt mich mit strahlendem Sonnenschein. Ein breiter Balken Licht flutet durch einen Gardinenschlitz diagonal über mein Bett. Die habe ich wohl gestern Abend nicht richtig zugezogen.

Hat da eventuell jemand hineinsehen können? Gerade jetzt macht sich einer der Nachbarn lautstark am Kofferraum seines Autos zu schaffen. Doch eigentlich tut hier so etwas keiner. In fremde Fenster zu schauen macht man nicht. Man kann ja aber nie wissen wie viel von draußen her zu erkennen ist, wenn ich mich gleich hier anziehe. Andererseits, viel mehr sehen kann man schließlich wenn’s draußen dunkel ist und hier drinnen das Licht brennt. Ob da gestern Abend als ich mich auszog eventuell …….? Ich ziehe den Schlitz jedenfalls fest zu als ich endlich aufstehe.

Und nun kommt zuerst einmal eine heiße Dusche und hinterher das verhasste Ritual des Rasierens. Doch es muss sein! Ohne eine richtig scharfe Rasur brauche ich nachher gar nicht daran zu denken mir ein Make up aufzulegen. Die Bartstoppeln blieben sichtbar, selbst wenn ich sie mit Camouflage dick zukleistern würde. Die Schatten der einzeln vorstehenden Haare sind zu sehen, schließlich heißt es nicht umsonst Bartschatten. Also schön heiß duschen und gleich danach die jetzt weich gewordenen Stoppeln gründlich abschaben.

Danach werfe ich mir nur den Morgenmantel über, schmeiße die Kaffeemaschine an und decke den Tisch. Dann setze ich meine Perücke auf und sehe von draußen, auch ohne Make up, hoffentlich wieder wie Caroline aus. Nur in Morgenmantel, Pantoffeln und mit meiner Perücke ausgestattet setze ich mich an den üppig gedeckten Tisch. Die tief stehende Sonne scheint herein und verzaubert mein ganzes Wohnzimmer mit ihren goldenen Strahlen.

Dabei kommen schon erste Überlegungen was ich heute wieder unternehmen könnte. Das Wetter scheint spätsommerlich, ist aber doch recht kühl, was sich zeigt als ich mit der Kaffeetasse in der Hand ganz kurz aus der Terrassentür hinaus auf die Bohlen trete. Vielleicht sollte ich einmal am Strand entlang bis zum Leuchtturm wandern. Dort die lange Treppe über 40m weit hinaufsteigen und auf dem Fußweg, oben an der Steilküste entlang, wieder hierher zurück. Aber was ziehe ich da an? Einen Rock, oder doch besser wie fast alle Frauen hier, eine Hose? Ich könnte ja den langen schilfgrünen Rock anziehen und dazu einen Pulli und eine dünne Jacke darüber. Oder die rote Jeans, die ich schon mal am Strand getragen habe. Oder doch lieber die blaugestreifte 7/8 Hose und einen Pullover? Und was dazu? Gummistiefel sind nicht schlecht. Oder Flip-Flops? Die könnte ich am Strand auch mal ausziehen und Barfuss gehen. Aber das Wasser ist schon recht kühl geworden und der Sand ist sicher auch nicht viel wärmer nach dieser Nacht. Am allerliebsten würde ich natürlich wieder Nylonstrümpfe anziehen. Dann kommt auch ein Rock in Frage. Und damit dann aber auch die Gummistiefel.

Wie wäre es denn mit dem klassischen Jeansrock? Mein kurzer geht so eben bis zum Knie. Jedenfalls im Stehen. Der längere reicht ein Stück darüber hinweg. Mit dem kann ich mich auch am Strand ruhig einmal bücken ohne dass gleich jemand sieht dass ich Nylons darunter an habe.

Im Schlafzimmer lege ich beide Jeansröcke nebeneinander auf das Bett. Darüber meine gestreifte Bluse. Passt! Dazu meine Wolljacke und ein schlichtes frauliches Outfit liegt vor mir. Ich beschließe mich nach dem Schminken für einen der beiden Röcke zu entscheiden und trippele die wenigen Schritte hinüber ins Bad.

Die Schminkorgie dauert selbst heute wieder eine knappe halbe Stunde. Auch weil ich beim Rasieren am Kinn einige Härchen übersehen hatte und nun noch einmal nachrasieren muss. ‚Caroline’, ermahne ich mich, Mädel du musst sorgfältiger werden’. Selbst eine winzige Nachlässigkeit kann sonst jemand bemerken und das will ich doch auf keinen Fall.

Dann bin ich zurück im Schlafzimmer und zwänge mich als erstes in mein ganz stramm sitzendes Korselett. Es ist das, welches ich damals, als alles begann, als erstes gekauft habe. Ein wunderschön gearbeitetes Teil. Weiß mit einigen festen Stäbchen an den Seiten, viel Spitze und breiten, schön gepolsterten Trägern. Was hatte ich für Herzklopfen seinerzeit im Alsterhaus! Tagelang hatte ich Zuhause gemessen und gerechnet um meine Größe zu ermitteln, aber im Versand war so Korselett kaum zu bekommen. Heute kenne ich die richtigen Adressen für solche ein bisschen ausgefallenen Wäschestücke, aber damals…..? So war ich dann schließlich in Hamburg im Alsterhaus gelandet. Die Wäscheabteilung dort ist groß und gut sortiert. Und nachdem sich meine Aufregung ein bisschen gelegt hatte war ich sogar in der Lage der verständnisvollen Verkäuferin meinen Wunsch vorzutragen. Sie führte mich zu einem der Ständer und suchte mir aus den verschiedenen Fabrikaten drei oder vier Teile heraus, die die richtige Größe hatten. Ich entschied mich für das unschuldig weiße Korselett, nicht zuletzt auch wegen der kurzen Halter und der breiten Träger.

Nachdem sich mein Puls hinterher wieder beruhigt hatte ging ich hinunter in die große Strumpfabteilung und suchte mir einige Paare von Damenstrümpfen aus. Bewusst wählte ich verschiedene Marken um die Qualität zu testen und auch die Längen.

Wieder Zuhause duschte ich ausgiebig und zog dann zum allerersten Male in meinem Leben ein Korselett und Nylonstrümpfe an. Zwar waren mir seinerzeit das Gefühl von weiblicher Wäsche, seidige Slips, Unterhemden und Strumpfhosen ja bereits seit Monaten vertraut. Ich trug diese Sachen ja praktisch auch schon fast täglich unter meiner Männerkleidung. Genauso wie ich in den heimischen vier Wänden abends BHs anlegte, Blusen und Röcke trug und in hochhackige Schuhe schlüpfte.

Aber nun, in diesem ein wenig altmodischen Wäschestück, mit den zahllosen Haken und dem stabilen Reißverschluss, und mit richtigen Damenstrümpfen an den Beinen war es noch einmal eine deutliche Steigerung.

Einige Tage später war mir dann auch der Unterschied zwischen Krepp- und den echten Nylonstrümpfen klar. Die Kreppdinger sind aus der Packung heraus recht knautschig, dehnen sich aber am Bein sehr gut und sitzen fast Faltenfrei. Die glatten, durchsichtigen Strümpfe dagegen haben fast alle kaum elastische Anteile. Sie sitzen anders, meistens fester und werfen auch schon mal ein paar verräterische Falten. Aber ihr Tragegefühl und ihr Anblick am Bein sind für mein Empfinden schöner. Etliche € habe ich seinerzeit für Strümpfe der verschiedensten Marken ausgegeben bis ich schließlich mehr durch Zufall auf die Hausmarke der Supermarktkette WOOLWORTH stieß. Und dabei bin ich dann auch geblieben. Duft der Rose, 20den, Strümpfe. Mit verstärkter Spitze, Sohle und Ferse und Doppelrand. Diese Strümpfe trage ich seither, zusammen mit einem kräftig formenden Hüfthalter dazu auch für täglich unter meinen Männerklamotten. Sie sind äußerst preiswert, ziemlich robust, sehr glatt, seidig und transparent. Drei Paare davon, in Skin, Perle und Diamant liegen jetzt vor mir auf dem Bett.

Die in Skin, einem hellbraunen Hautfarbton, gefallen mir zum Jeansrock am besten. Die beiden anderen Paare stecke ich zurück in ihre Zellophanhülle. So habe ich nämlich auch immer gleich die Strumpffarbe auf dem Etikett.

Kurz bevor ich den ersten Strumpf anziehe schießt mir die Erkenntnis durch den Kopf das die Ränder meiner Gummistiefel bestimmt Spuren auf dem seidigen Strumpfgewebe hinterlassen. Deshalb stecke ich die schönen glatten Nylons zurück in ihre Tüte und werfe sie wieder aufs Bett. Ich nehme doch dass Paar billiger, schrumpeliger Kreppstrümpfe in 20 den, die mit auf dem Bett liegen. Es sind ähnliche wie die, die ich bei meinem aller ersten Ausflug als Frau, vor gut einer Woche, im Wald an hatte. Dicker im Gewebe, nicht ganz so transparent, Alltagsstrümpfe eben, in einem kräftigen Braunton. Es sind, meine ich, welche der Hausmarke von Karstadt und sie haben schon leichte Tragespuren, sprich Ziehfäden und Knötchen. Da kommt es auf ein paar mehr in Höhe der Waden auch nicht mehr an.

Schnell sind beide Strümpfe angezogen und sicher an den Haltern befestigt. Anschließend suche ich mir einen Slip heraus. Probehalber dehne ich das Bündchen, aber nichts knistert und so ziehe ich es über dem Korselett an. Noch gestern Nachmittag wollte ich meinen Slip stets nur noch unter dem Korselett tragen, nie wieder darüber. Aber die Vorstellung bei jedem Toilettengang die Strumpfhalter lösen zu müssen, das Korselett hoch- und den Slip dann endlich herunterzuziehen, um mich erleichtern zu können, verursachte mir Gruseln. Eine Alternative ist es den Slip vorsichtig zur Seite zu ziehen und dann zu pinkeln. Aber das ist auch nicht das wahre und außerdem ziept es gewaltig wenn frau beim wieder zu Recht rücken ein paar Haare dazwischen bekommt. So bleibt es dabei, der Slip kommt über das Korselett, basta! Nur die Gummis, die prüfe ich jetzt jedes Mal beim anziehen. Und ein ganz hauchdünner Nylonslip der kommt jetzt außer meinen obligatorischen Ersatzstrümpfen auch stets mit in die Handtasche.

Währenddessen habe ich die Bluse übergezogen und bin in den längeren der beiden Jeansröcke gestiegen. Weil das sehr stramm sitzende Korselett doch recht stark formt, beginnt der Rock nach kurzer Zeit über meine schmalen, eben leider doch nicht so richtig fraulich breiten Hüften zu rutschen.

Jetzt gibt’s mehrere Möglichkeiten. Die erste, gleichzeitig am besten wirkende, wären Po- und Hüftpolster unter dem Korselett. Aber das ist auch mit etwas Mühe verbunden, denn die Polster richtig zu positionieren ist nicht ganz einfach. Oder ich muss einen Gürtel nehmen. Oder einfach den kürzeren Rock anziehen, denn der ist etwas enger, und sitzt auch ohne Gürtel schon tadellos. Die Fummelei mit dem Gürtel klappt nicht, die Schlaufen sind zu klein. Wenn das jetzt bloß nicht wieder so ein Tag wie gestern wird, schießt es mir durch den Kopf. Der Rock fliegt aufs Bett und ich nehme den anderen. Der sitzt auch ohne Gürtel wirklich gut! Genau richtig in der Taille und trotzdem fest auf meinen Hüften, und so ganz kurz ist er eigentlich auch gar nicht. Das Kleid Vorgestern war jedenfalls deutlich kürzer und damit bin ich ja auch zu Recht gekommen. Wenigstens bis die blöde Alte dazwischen kam. Ich behalte den Rock an und beginne meinen kleinen roten Rucksack zu packen. Der passt farblich gut zu meinen roten Gummistiefeln und ich brauche nicht alles in den Händen zu tragen. Aus einem Impuls heraus packe ich noch schnell meine halbhohen schwarzen Pumps mit ein. Schließlich ist der Wanderweg, oben an der Steilküste, befestigt und ich muss dann nicht auch noch den Rückweg in den Gummistiefeln laufen. Dann nehme ich meine kleine schwarze Handtasche und packe das Nötigste hinein. Meine obligatorischen Ersatzstrümpfe und der Slip finden darin jedoch keinen Platz, sie landen neben der Handtasche, ein paar Keksen und einer kleinen Flasche Saft so im Rucksack. Außerdem nehme ich ein paar Plastiktüten mit, denn man weiß nie was einem am Strand so in die Finger fällt.

Als ich fertig bin geht die Uhr auf halb elf zu. Draußen sind etliche Leute zu sehen. Einige, wohl Dänen, werkeln an ihren Sommerhäusern herum, oder mähen Rasen. Ein paar kleine Kinder spielen auf den Geräten in der Mitte der Anlage und die dazu gehörigen Mütter stehen in Gruppen dabei oder geben an der Schaukel Schwung. Ohne Hast trete ich vor die Tür und schaue mich erst einmal um. Ich schließe ab, hocke mich dann möglichst damenhaft hin und verstaue den Schlüssel in der Innentasche meines Rucksacks. Danach nehme ich ihn hoch und schultere ihn schließlich.

Kein Mensch interessiert sich offensichtlich für mich! Für die Dame im Jeansrock, den roten Gummistiefeln und der grauen Jacke. Andererseits tragen heute ausnahmsweise auch zwei der Frauen, die bei den Kindern am Klettergerüst stehen, einen Rock. Es gibt also doch noch andere die Röcke anziehen. Ich gehe an ihnen vorbei und grüße mit einem verlegenen Lächeln, was von beiden erwidert wird. Offensichtlich bin ich also doch nicht so auffällig. Dann bin ich auch schon aus der Anlage heraus und wende mich dem Strand zu. Noch ein paar Schritte durch die Wiese, wobei ich den zahlreichen hier wachsenden Disteln ausweichen muss, denn ihre Stacheln pieksen unangenehm in dem Bereich zwischen Rock und Stiefeln. Dann kommt der Streifen mit dem Strandhafer und schließlich der fast 100m breite Strand. Durch den losen Sand geht’s hinunter ans Wasser. Hier ist der Sand schön fest und ich finde fast sofort einen kleinen Stein mit Loch, einen so genannten Hühnergott. Er wandert gleich in die Plastiktüte die ich in der Hand trage.

Die Brandung ist heute angenehm schwach obwohl der Wind aus West kommt. Hoffentlich wird meine Brille nicht so schnell vom Salz verkrustet, ein Problem das bei Westwind und starker Brandung immer wieder auftaucht. Nach wenigen Minuten habe ich bereits die zweite Buhne erreicht und suche einen Weg über die Felsbrocken. Drüben liegt ein recht ausgedehntes Steinfeld und mit den Augen am Boden suche ich nach weiterem Strandgut das sich mitnehmen lässt. Ein dunkelgrün leuchtendes Stück Meerglas zieht meinen Blick auf sich. Eigentlich nur eine profane grüne Glasscherbe, aber vom Meer rund und matt geschliffen. Trocken sieht das ganz unscheinbar grüngrau aus, aber nass glänzt es richtig toll. Etliche davon habe ich schon im Haus in einer Wassergefüllten Flasche auf der Fensterbank stehen wo sie im Gegenlicht richtig dekorativ aussieht.

Als ich mich wieder aufrichte sehe ich oben an der Klippe einen Gleitschirmflieger. Er wendet gerade und schwebt dann scheinbar schwerelos zurück nach Norden.

So müsste ich meinen alltäglichen Sorgen auch entschweben können, denke ich so vor mich hin. Aber eigentlich habe ich gar keine richtigen Sorgen. OK, im Job könnte es besser laufen. Meine Lehrgänge und Fortbildungen spiegeln sich leider weder in meiner Kariere, noch in meinem Gehalt wieder, aber ich habe auch so mein Auskommen mit dem Einkommen. Wie gut das meine Ex keine Ansprüche geltend gemacht hat, sonst wäre es unter Umständen finanziell knapp geworden.

Meine Wohnung, in die ich nach der Scheidung zog, ist nicht gerade groß, bietet jedoch auch Caroline und ihrer mittlerweile recht umfangreichen Ausstattung genügend Raum. Und sie ist preiswert, obwohl sie in einer recht guten Gegend liegt. Nur eine neue Partnerin wäre schön, aber eine zu finden die meine Macke akzeptiert, ...........?

Meine einzige Sorge zur Zeit ist eigentlich nur die, das ich nicht weiß wie ich Caroline nach diesen drei Wochen überhaupt in mein Alltagsleben integrieren kann. Und das sie auch nach meinem Urlaub Zuhause weiterleben will, ist jetzt schon sehr gewiss. Zu sehr habe ich mich in dieser Woche bereits daran gewöhnt Caroline sein zu können, als das ich sie wieder aufgeben will. Der weibliche Teil in mir hat sich gezeigt und manifestiert. Jetzt will dieser Teil, will –Sie- leben. Vielleicht klappt es ja Caroline nach Feierabend und am Wochenende raus zu lassen. Aber ob es reicht sie in einer Art Reservat zuzulassen, wo sie jetzt eigentlich gewissermaßen als Fulltimefrau präsent ist?

Wenn nicht die Sache mit dem Geldverdienen wäre, und vielleicht noch die Nachbarn,.......? Ich glaube ich könnte mich daran gewöhnen nur noch feine Wäsche, Röcke, Kleider, Nylons und hohe Schuhe zu tragen. Wenn ich im Lotto gewinnen würde, und genug Geld zum Leben da wäre, ich würde wohl umziehen und in der neuen Wohnung nur noch Caroline sein wollen. Dann kämen die Nachbarn gar nicht auf die Idee dass da noch etwas anderes sein könnte als diese Frau, die immer so feminin gekleidet daher kommt.

Aber was soll’s, nehme ich mich wieder zurück! Ich werde erst einmal die nächsten Tage abwarten. Über die Hälfte des Urlaubs liegt ja noch vor mir bis ich packen muss und diese Zeit werde ich, wenn irgend möglich, weiterhin als Frau verbringen. So einiges möchte ich als Frau noch machen und ausprobieren.

Und während ich weiter in Richtung Norden stapfe schweifen meine Gedanken wieder ab. Eigentlich habe ich,....... hat Caroline, in diesen Urlaubstagen kaum gesprochen. Ein Nachteil wenn man allein Urlaub macht. Aber wie soll ich das ändern? Ich kann schließlich keine Selbstgespräche führen, was denken dann die Leute von mir?

Aber warum eigentlich nicht! Hören kann mich doch sowieso keiner und so könnte ich doch auch eventuell versuchen ein wenig weiblicher zu reden. Einiges zu diesem Thema habe ich im Internet gefunden und auf meinem Rechner gespeichert auch mitgenommen. Ich sollte mich nachher mal damit beschäftigen. Und gleich hier, gleich jetzt kann ich schon mal anfangen zu singen. Hören wird das keiner und so singe ich denn die nächsten Minuten was mir gerade so einfällt. Auch rezitiere ich kurze Gedichtstrophen, die mir in den Sinn kommen.

Vor der nächsten Buhne höre ich allerdings vorerst damit auf, denn dort sind Leute. Knapp wieder außerhalb der Hörweite beginne ich erneut leise vor mich hin zu singen. An etwas aus dem Text bezüglich weiblicher Stimme erinnere ich mich. Es heißt dort dass Frauen z.B. gar nicht immer viel höher als Männer sprechen, nur ist die Betonung anders. Frauen heben ihre Stimme zum Satzende hin an,......... sprechen generell nicht so aus dem Bauch heraus. Das muss ich mal üben, das kann sicher mit etwas Training funktionieren. Und ich habe ja extra meinen alten Kassettenrecorder mitgenommen, da werde ich mal was ausprobieren mit meiner Aussprache. Außerdem weiß ich dass ich mich noch viel femininer bewegen muss. Denn die Körpersprache der Frauen ist eine völlig andere. Die Ellenbogen sollten immer dicht am Körper bleiben, nur die Hände begleiten die Sprache, nicht die Arme.

In meine Grübelei hinein kommt die nächste Buhne in Sicht. Der Sand ist hier tief ausgespült und ich habe Mühe einen Aufstieg zu schaffen. Immer wieder rutsche ich zurück. Über die Felsbrocken zu steigen traue ich mich auch nicht, zu schnell kann man dabei mit dem Sand unter den Sohlen abrutschen und sich verletzen. Endlich habe ich es geschafft! Hoffentlich ohne allzu dämlich dabei ausgesehen zu haben, denn keine 20 Meter weiter sitzen einige junge Leute im Sand. Nicht auszudenken wenn die jetzt bei der Aktion meine Strumpfränder gesehen haben, tollpatschig wie ich mich angestellt habe. Doch sie beachten mich zum Glück überhaupt nicht, sind ins Gespräch vertieft.

Als wenn ich es nicht schon heute Morgen geahnt hätte, beginnen die harten Ränder der Gummistiefel langsam an meinen Waden und Schienenbeinen zu scheuern. Ich hätte dicke Kniestrümpfe anziehen sollen, aber nun ist es zu spät. Nachdem ich eine weitere Buhne geschafft habe, zeigen sich bereits rote Ringe an beiden Beinen. Aber zum zurückgehen ist es längst zu spät. Nur noch wenige 100 Meter trennen mich von der Treppe am Leuchtturm. Ich kann sie schon sehen, genauso wie die zahlreichen Menschen dort am Strand.

Soll ich die Gummistiefel lieber ausziehen und Barfuss laufen? Auch nicht die beste Idee, denn der Strand ist stellenweise sehr steinig. ‚Außerdem Caroline’, so spreche ich laut mit mir selbst, außerdem, wie soll ich denn hier am Strand meine Nylons ausziehen ohne einen Auflauf zu verursachen’? So gehe ich einfach langsam weiter und bin kurz darauf endlich an der langen Treppe angekommen.

Beim Hinaufsteigen der über zweihundert Stufen scheuern die Stiefelschäfte jetzt wie verrückt. Kurz entschlossen halte ich nach etwa einem Drittel der Strecke an und setze mich auf eine der Bänke. Zwei breite rote Ringe sind mittlerweile an meinen Unterschenkeln zu sehen und die Strümpfe kann ich getrost wegschmeißen. Sie sind in diesem Bereich regelrecht zerfasert, haben Knötchen und Ziehfäden bekommen.

In meinem Rucksack habe ich irgendwo ein kleines Döschen mit Ringelblumensalbe, die eine Kollegin selber herstellt und als Geburtstagsgeschenke verteilt. Ich habe auch eine bekommen, obwohl sonst eigentlich nur die Frauen in der Abteilung in diesen Genuss kamen. Ein Zeichen? Ich suche sie nun heraus. Angeblich hilft die Salbe gegen fast alles. Jetzt muss ich nur noch eine Möglichkeit finden die Strümpfe ausziehen zu können.

Im Moment sind auf der Treppe keine Leute zu sehen und die am Strand haben anderes im Sinn als zu mir herauf zu schauen. Mit etwas Mühe ziehe ich die Stiefel aus und lasse frische Luft an meine Füße. Ganz vorsichtig und jeweils nur auf einer Pobacke sitzend ziehe ich dann den Rocksaum hoch und löse nacheinander die hinteren Halter an beiden Beinen. Das kann ich inzwischen auch schon nur mit einer Hand. Dann ein kurzes Aufstehen, dabei den Rock wieder herunter ziehen und mich wieder hinsetzen. Als auch weiterhin keiner schaut, ziehe ich vorn den Saum ein bisschen hoch, greife darunter und kann die vorderen Strapsknöpfchen öffnen. Geschafft! Ohne dass es wohl jemand mitbekommen hat, habe ich die Strümpfe von den Haltern lösen können. Ganz vorsichtig schiebe ich nun nacheinander beide herunter, ziehe sie von den Füßen und lasse sie im Rucksack verschwinden. Die danach ganz dünn aufgestrichene Salbe ist angenehm kühl auf der malträtierten Haut. Dann sitze ich auf der Bank und genieße die, durch einen leichten Dunstschleier gedämpfte Sonne.

Aber wie jetzt weiter? Eine gute viertel Stunde bleibe ich erst einmal sitzen, trinke etwas und esse ein paar Kekse. Mit der kleinen Digitalkamera mache ich einige Aufnahmen und verstaue sie dann wieder in der Deckeltasche vom Rucksack.

Die Ringelblumensalbe beginnt zu wirken. Der brennende Schmerz verschwindet, die Rötung jedoch wird bestimmt noch eine Weile brauchen um ganz abzuklingen. Da ich die Gummistiefel auf keinen Fall weiterhin anziehen will, muss ich entweder barfuss laufen oder versuchen auch ohne Strümpfe in meine halbhohen Pumps hinein zu kommen.

Es bleibt bei dem Versuch. Keine Chance ohne Nylons an den Füßen die Schuhe anziehen zu können! Meine Füße scheinen durch das über eineinhalbstündige Tragen der Stiefel irgendwie aufgeweicht und größer als sonst. Aber ich kann unmöglich hier jetzt wieder Strümpfe anziehen. Oder? Da sieht doch sofort jeder was ich mache. Als letzten Versuch hole ich die ramponierten Kreppstrümpfe aus dem Rucksack. Mit der Bank als Unterlage, beginne ich mit meinem kleinen Taschenmesser die Strümpfe dicht oberhalb der Knöchel abzusäbeln. Die entstandenen Füßlinge haben zwar nun Laufmaschen, aber ich kann sie über meine Füße streifen und anschließend komme ich mit einiger Mühe in die Pumps hinein. Aussehen tut das fürchterlich! Wie eine Zillegöre komme ich mir vor, aber es geht. Tapfer steige ich anschließend die weitere lange Treppe empor. Einige Leute kommen mir entgegen, aber keiner scheint etwas zu bemerken.

Endlich oben angelangt bin ich etwas aus der Puste. Außerdem bricht mir unter der Perücke der Schweiß aus. Doch die steife kühle Brise hier oben auf der Steilküste bringt Linderung. Dank der nicht so spitzen Absätze meiner Schuhe kann ich auf dem festen Kies hier oben recht gut gehen. Allerdings ist es jetzt im Wind an den nackten Beinen auch ganz schön kühl. Gerade als ich in Richtung Trans Kirke losmarschieren will und mich noch einmal umsehe, fällt mein Blick auf den hellblau gestrichenen Bunker. Darauf steht etwas geschrieben und ich gehe die vielleicht hundert Meter, um mir den Text anzusehen. Auf drei Seiten des sechseckigen Bunkers steht in Dänisch, englisch und deutsch sinngemäß der gleiche Satz: Wann wird dieser Bunker ein Teil des Himmels sein?

Das gefällt mir und noch mehr die Tatsache das hier, an dieser ziemlich exponierten Stelle, weit und breit niemand zu sehen ist. Die Leute sind alle hinter mir. Am Leuchtturm, auf dem Parkplatz und der Treppe zum Strand. Die Zufahrtsstrasse ist kilometerweit einsehbar und völlig leer. Hier an der Nordseite könnte ich schnell meine Ersatzstrümpfe anziehen. Der Bunker gibt mir gute und vor allem solide Deckung. Ich lasse den Rucksack zu Boden gleiten und suche die Strumpftüte heraus. Ein kurzer Blick nach Norden zeigt freie Bahn. Hier ist keine Menschenseele und kein Auto zu sehen. Auf der anderen Seite sind die Leute entweder dabei die Treppe zum Strand herab zu steigen oder zum Leuchtturm hinüber zu gehen. Ich schlüpfe aus dem Schuh, zerre den selbst gebastelten Füßling herunter und beginne hastig damit den Strumpf zu raffen. Auf einem Bein balancierend und mich mit dem Rücken am Bunker abstützend, stecke ich die Zehen mit den rot lackierten Nägeln in den herrlich weichen hautfarbenen Ring. Schnell sitzt die vordere Verstärkung richtig und auch die Ferse passt sofort. Flink und inzwischen so oft geübt, ziehe ich das glatte, transparente Gespinst Zug um Zug ganz mein Bein hinauf. Die Finger finden, ohne dass ich hinsehen muss, auch unter dem Rock die Halter und nur Sekunden später ist der erste Strumpf fest gemacht. Schnell schlüpfe ich in meinen Pumps, denn mit diesem glatten Strumpf klappt das viel besser. Allerdings ist die Farbe so dezent das der Strumpf am Bein kaum zu sehen ist. Nur im Vergleich zu meinem nackten rechten Bein ist überhaupt zu erkennen dass ich bereits einen Strumpf an habe. Nach einem weiteren Blick in die Runde streife ich mir den zweiten, herrlich seidigen und zarten Strumpf, über das andere Bein. Und noch während ich mit fliegenden Fingern unterm Rock die Halter fest clipse, schlüpfe ich zurück in den Schuh.

Keine Sekunde zu früh, denn als ich um die Ecke schaue, nähern sich vom Parkplatz her einige Leute. Eine ganze Großfamilie mit vier oder fünf Kindern, sowie vier Erwachsenen kommt zum Bunker hinüber. Doch noch sind sie erst halb heran gekommen. Schnell lasse ich die Füßlinge im Rucksack verschwinden und tue einen Augenblick so als würde ich die Inschrift noch einmal lesen. Dann schultere ich das kleine rote Ding, greife nach meinen Gummistiefeln und der Plastiktüte und gehe los Richtung Trans Kirche. So hauchdünn wie meine Strümpfe auch sind, etwas wärmer als mit ganz nackten Beinen ist es jetzt doch. Außerdem fühlt es sich viel besser an.

Zu meiner eigenen Überraschung stelle ich fest, dass mich im Gegensatz zum Vortag die heutigen Vorkommnisse überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Zwar sind die roten Streifen an meinen Beinen noch immer zu sehen, aber sie brennen jetzt wenigstens nicht mehr. Und wenn sie jemand wahrnimmt, dann wird er wohl auch die Gummistiefel in meiner Hand sehen. Und wer nicht total blöd ist, kann dann auch ahnen dass sie die Ursache für die Rötung sind.

Das ich es hier an einem relativ belebten Teil der Küste geschafft habe, unbemerkt meine Strümpfe aus- und hinterher das andere Paar anzuziehen, bringt mir etwas Befriedigung und Sicherheit. Auch habe ich das Gefühl mit dem alltäglichen Jeansrock und den schlichten, recht flachen schwarzen Pumps nicht auffällig angezogen zu sein.

Vier Autos mit deutschen Nummernschildern rollen an mir vorbei und parken wenige Meter weiter. Alles Norddeutsche Kennzeichen. Neumünster, Kiel und Heide! Bei dem Heider Auto vom Typ Golf wird dann schlagartig die Erinnerung an die giftige, dicke Alte wach. Aber dieses Auto ist rot und ihm entsteigen junge Leute und zwei kleine Kinder. Mein Puls beruhigt sich sofort, denn auch aus den beiden anderen Wagen klettern einige Erwachsene und etliche Kinder. Für die bin ich völlig uninteressant, die wollen am liebsten sofort hinunter zum Wasser, oder rüber zum Leuchtturm, den man auch besteigen kann. Eine der Frauen trägt ebenfalls einen Rock, einen kurzen, engen, schwarzen, aber Flip-Flops dazu. Die andere eine schwarz-weiß-rot gemusterte 7/8 Hose und schwarze Pumps. Pumps die meinen sehr ähneln. Ich bin also eigentlich nicht völlig unpassend gekleidet.

Einen Augenblick später liegt der Trubel hinter mir und auf dem asphaltierten Wanderweg nach Trans komme ich gut voran. Eigentlich müsste ich jetzt mal zur Toilette, aber hier gibt’s keine. Außer vielleicht beim Leuchtturm, doch dann muss ich ein gutes Stück zurückgehen. Eventuell kann ich ja zwischendurch mal irgendwo hin. Und während die Kirche von Trans langsam näher rückt schweifen meine Gedanken noch einmal zurück.

Vor gerade einmal 2 Wochen erschien es mir beim Kofferpacken noch als undenkbar den Urlaub die ganze Zeit über als Frau gekleidet zu verbringen. Zwar hatte ich mir fest vorgenommen mich so oft wie möglich als Frau anzuziehen und hatte schon Tage vorher alles nötige eingepackt. Aber das ich dann so auch hinausgehen würde, ja die gesamte Zeit in Frauenkleidern verbringen könnte, war mir als utopisch erschienen. Und nun ist bereits die zweite Woche angebrochen und ich habe bisher alle Tage, und ja auch alle Nächte als Caroline verbracht.

Ich bin als Frau durch den Wald spaziert und zur Post gegangen. War einkaufen, bummeln und Kleider und Schuhe kaufen. Diverse Läden und Geschäfte, den Supermarkt, das Aquarium und Galerien habe ich besucht und außer den wenigen Momenten, wo ich ein bisschen angestarrt wurde, war nichts Schlimmes dabei. Außer der Alten, aber die zählt kaum, die war irgendwie nicht gut auf Transgender zu sprechen. Na, und dem blöden Maler in der Galerie, aber der zählt eigentlich auch nicht. Zwei Leute von,…….. ? Ja, wie viele Menschen haben mich in den Tagen denn gesehen? Es müssen hunderte gewesen sein, wenn nicht mehr. Aber die meisten haben mich sicherlich kaum bewusst wahrgenommen. Und die, die mich genauer angesehen haben und die vielleicht etwas bemerkt haben? Von denen kam mal ein Schmunzeln, oder auch gar nichts. Offensichtlich bin ich selbst als Crossdresser nicht interessant genug um sich darüber weitere Gedanken zu machen.

Der Urlaubsalltag verläuft ganz locker! Das morgendliche Schminken geht inzwischen flott und fast problemlos von der Hand. Pullis, Blusen, Röcke und Kleider trage ich schon fast ein bisschen wie selbstverständlich. Das gehen auf meinen hochhackigen Schuhen ist viel selbstverständlicher geworden seit ich diese praktisch ständig an habe. Und seit ich meiner Macke, dem Tragen von Damenstrümpfen, endlich ganz offen und ohne schlechtes Gewissen frei frönen kann, habe ich mich so daran gewöhnt, das sie mir schon fast gar nicht mehr auffallen.

Bereits wenige Minuten nach dem Anziehen habe ich sie morgens eigentlich vergessen. Vergessen im Sinne von nicht mehr so wichtig, nicht mehr so gravierend anders als Strumpfhosen die ich ja seit über eineinhalb Jahren eigentlich ständig trage. Natürlich spüre ich den ganzen Tag über, dass ich Damenstrümpfe an habe. Aber es fühlt sich ganz einfach gut an und richtig. So wie man als Mann nach kurzer Zeit nicht mehr wahrnimmt ob man kurze oder lange Socken trägt, Krawatte oder offenes Hemd. Genauso verhält es sich bei mir mit den Strümpfen. Und unter Röcken trägt eine Frau eben Strümpfe. Natürlich fühle ich das seidige Gewebe auf der Haut, bemerke den sanften Zug der Halter und spüre den Rand der Verstärkung am Ende, ganz oben an den Schenkeln. Und wenn ich an mir herunter schaue, oder in den Spiegel blicke, sehe ich fasziniert meine seidig glatt verhüllten Beine. Aber ich trage einen Rock dazu, oder ein Kleid und hohe Schuhe. Nichts was ich anziehe erscheint mir falsch, verwerflich oder gar unnatürlich, denn ich bin eine Dame.

Klar weiß ich dass ich keine Frau bin, aber ich sehe, wenigstens auf den ersten Blick, so aus. Und ich lege eben Wert auf frauliche, feminine Kleidung, denn die hilft mir mich gut zu fühlen. Außerdem scheint es ganz so, als ob mein bewusst feminines Aussehen mir hilft als Frau wahrgenommen und in gewissen Grenzen auch als Frau akzeptiert zu werden. Außerdem, so glaube ich wenigsten, und das haben meine diversen, vor dem Urlaub aufgenommenen Videos auch gezeigt, bewege ich mich, wenn ich komplett als Frau gestylt bin, auch fast wie eine solche.

Wie um das zu beweisen, gehen die beiden Paare die mir entgegen kommen, zwar mit Gruß, aber sonst ohne eine weitere Regung ihres Weges. Kurz darauf geschieht etwas das mir eigentlich nur ganz zu Anfang mal passierte. Ein Strumpfhalter löst sich! Noch gestern hätte mich das an den Rand der Verzweiflung getrieben, heute lächle ich nur darüber. Damals war es die völlig unpassende Paarung der Materialien von Bügel und Knopf, wie mir in einem Internet-Strumpf-Forum eine überzeugte Strumpfträgerin erklärte. Eben nur billiger Plastikschund! Heute nehme ich wenn möglich Metallbügel, oder harten Kunststoff. Und dazu immer Gummiknöpfchen, diese Mischung öffnet sich eigentlich nie von allein. Außer jetzt eben, aber das ist kein großes Malheur. Bestimmt habe ich vorhin in der Eile und ohne unter dem Rock hinsehen zu können, den Strumpfrand einfach nicht richtig zu fassen bekommen. Das anclipsen meiner Strümpfe klappt dank der vielen Übung inzwischen recht schnell und ohne Probleme. Aber ich bin offensichtlich noch nicht in der Lage das auch unter Zeitdruck und ohne hinzusehen zu schaffen. Vorsichtig schaue ich mich um und erblicke außer den beiden Paaren keine Menschenseele. Ich wende mich ein wenig ab, lupfe meinen Rocksaum und schnell ist der hintere rechte Straps wieder befestigt.

Um vor weiteren Überraschungen sicher zu sein, kontrolliere ich gleich auch die anderen Halter. Der hinten links sitzt auch recht knapp, den korrigiere ich sicherheitshalber auch gleich. Dann gehe ich weiter als sei nichts geschehen. Und es ist ja eigentlich auch nichts passiert! Unsere Mütter und Großmütter haben schließlich auch jahrelang Strümpfe getragen und so ein kleines Missgeschick ist ihnen sicher nicht erspart geblieben.

Ja selbst meine älteren Schwestern haben anfangs Strümpfe getragen, bevor Strumpfhosen aufkamen. Mir fällt dabei ein, dass ich als kleiner Steppke einmal in Wiebkes, meiner 9 Jahre älteren Schwester, Zimmer hinein platzte und sie dabei überraschte als sie gerade dabei war ihre ersten langen Strümpfe anzuziehen. Bisher hatte sie stets weiße Kniestrümpfe und Baumwollunterwäsche getragen. Jetzt trug sie sogar einen BH und ein fester, weißer Hüfthalter saß wie ein Panzer um ihren Unterkörper. Und sie war dabei solche hauchdünnen Strümpfe anzuziehen, wie sonst nur unsere Mutter, oder unsere älteste Schwester Erika sie trug.

Einen dieser seidigen Schläuche hatte sie schon an und war gerade dabei den zweiten an ihrem Bein empor zu streifen. Vorher hatte es sie nie gestört wenn ihr kleiner Bruder bei ihr auftauchte. Selbst dann nicht wenn sie, etwa 13 oder 14 Jahre alt, nur spärlich bekleidet war. An diesem Ostersonntag aber durfte sie, sechzehnjährig, zum ersten Male richtige lange Damenstrümpfe zum Kirchgang tragen. Und in die heikle Verrichtung des Anziehens hinein platzte damals ich.

Seinerzeit habe ich meine Mutter morgens öfter im Mieder gesehen und ihr beim Anziehen ihrer Strümpfe zugeschaut. Ich habe mir überhaupt nichts dabei gedacht, nun auch meine Schwester bei dieser, wie ich inzwischen selber weiß, ein wenig erotischen Handlung zuzusehen. Sie jedoch wurde fuchsteufelswild als ich so unverhofft in ihrem Zimmer auftauchte. Dabei hatte ich gar nicht vor zu spannen, ich sollte sie nur daran erinnern dass sie zum Frühstück herunter kommen sollte.

Auf dem Weg zur Kirche erklärte mir meine Mutter dass ich in Zukunft immer anzuklopfen hätte, wenn ich das Zimmer meiner Schwester betreten wollte. Schließlich sei sie bald eine Frau und die hätten ihre kleinen Geheimnisse. Ein oder zwei Jahre später hatte meine Schwester dann stets Strumpfhosen an und darüber immer kürzer werdende Röcke. Da war dann nicht mehr viel mit Geheimnissen, jeder konnte ihre Beine bis fast hinauf zum Höschen sehen.

Heute aber weiß ich selbst um die kleinen Unterschiede und mein Verhalten vor wenigen Minuten zeigt mir sehr deutlich, das auch ich niemanden dabei haben will, wenn ich meine Halter richten muss. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen einen Minirock zu tragen, selbst mit einer Strumpfhose nicht. Damit käme ich mir irgendwie nackt, verletzlich und albern vor. So lang wie jetzt mein Jeansrock ist, die Knie eben frei lassend, empfinde ich als oberste Grenze, höher müssen die Säume nicht rutschen.

Als ich aus meinen Erinnerungen auftauche und wieder nach vorn schaue, ist der Himmel schon gut zur Hälfte von dicken Wolken bedeckt.

Außerdem beginnt meine Blase nun fürchterlich zu drücken. Die Sonne hat sich versteckt und ein kühler Wind ist aufgekommen. Als ich heute Vormittag losging hatte sich nur ein schmaler dunkler Strich, am Horizont gezeigt. Bei der langen Zwangspause am Leuchtturm bedeckte die Wolkenbank bereits ein gutes Stück des Südwest Himmels. Jetzt ist sie fast heran. Hoffentlich komme ich noch trocken nach Hause, denn ein Regencape oder einen Schirm habe ich natürlich nicht mitgenommen. Und ich muss jetzt wirklich ganz dringend mal. Doch wohin?

In der Böschung zwischen dem Weg und dem Abbruch der Steilküste sind in Abständen große Mulden. Da sollen im Krieg Unterstände gewesen sein. Außer den Mulden ist davon nichts mehr zu erkennen und in so einer verschwinde ich jetzt. Da auf dem Weg weit und breit niemand zu sehen war kann ich also auch nicht überrascht werden. Aber soll ich lieber wegen des hohen Grases mit hoch gehaltenem Rock im stehen pinkeln? Nein, wenn schon dann wie eine richtige Frau. Also hebe ich meinen Rock, ziehe den Slip bis zu den Knien hinunter und hocke mich wie eine Frau hin. Das Gras kitzelt ein wenig, aber ich kann mich endlich erleichtern. Hinterher fühle ich mich wie neugeboren, richte das Höschen, ziehe gleich auch die Strumpfränder zu Recht und schließlich den Rocksaum wieder herunter. Wie gut, denke ich noch, wie gut dass ich den Slip doch wieder über den Haltern trage. Wenn ich jetzt erst die Strümpfe hätte lösen müssen um danach das Höschen mühsam unter dem engen Korselett heraus zu zerren und anschließend alles wieder in umgekehrter Reihenfolge, ................ Neee, das ist schon alles richtig so!

Wobei,....... richtig? Ist das was ich hier tue eigentlich überhaupt richtig? Ich als Mann laufe seit über einer Woche ausschließlich in Frauenkleidern umher. Ich trage feminine feine Wäsche, ein wenig altmodische Mieder und Damenstrümpfe und Stöckelschuhe. Ich habe eine frauliche Frisur und bin geschminkt. Und trotzdem! Trotzdem fühle ich mich gut und frei! Alles was ich tue scheint mir vollkommen richtig zu sein. Und wer will schon darüber bestimmen was richtig und was falsch ist?

Wenig später erreiche ich die Kirche. Der kürzeste Weg ginge weiterhin oben an der Steilküste entlang und quer durch die Wiese. Der führt aber durch Sand, Dünen und Strandhafer. Der bessere und für mich in Rock und Pumps eigentlich einzige Weg geht durch die Felder, ein bisschen durchs Hinterland. Den nehme ich auch, auch wenn er ein Stück länger ist. Auf der Strasse komme ich gut voran und der Feldweg mit seinen beiden Kiesbedeckten festen Spuren, ist auf meinen Pumps gegenüber den Dünen eindeutig die bessere Wahl.

Kurz darauf bin ich schon im Feriendorf. Niemand beachtet mich als ich, mit den Stiefeln in der einen und der Plastiktüte mit Steinen in der anderen Hand, an den Häusern vorbei eile.

Umständlich stelle ich beides auf der Terrasse ab, lasse den Rucksack herab gleiten und suche den Schlüssel heraus. Drinnen ist es noch mollig warm, aber schnell schließe ich die Tür wieder, um die Wärme zu halten. Die bequemen Pumps tausche ich gegen meine Pantoffeln und nachdem ich die Wolljacke ausgezogen habe und meine Hände gewaschen sind, mache ich mir ein paar Schnitten Brot.

Während ich sie genüsslich verzehre, schaue ich im Fernsehen einen schönen alten Film. Wie schade dass ich sonst kaum einmal dazu komme diese alten Schinken im Nachmittagsprogramm zu sehen. In diesem spielt Ruth Leuwerik mit und sie und die anderen Frauen tragen herrliche Kleider. Dazu natürlich ziemlich hohe Schuhe und Nahtnylons. Das müssen Strümpfe sein, denn der Film ist von 1959. Die Handlung ist nebensächlich, aber die Frauen sehen noch ganz wie Frauen aus.

In dieser Zeit hätte ich leben mögen! Mit dem Wissen und den Möglichkeiten von heute. Das wäre toll! Als Frau von Ende 30, oder Anfang 40, geschieden, aber selbstbewusst und finanziell abgesichert durch eine gute Stelle. Noch ohne Hosen, aber immer in Rock oder Kleid. Dazu tolle Wäsche und Mieder, und stets zarte Damenstrümpfe an den Beinen. Und selbstverständlich immer und überall hohe und höchste Stöckelschuhe an den Füßen.

OK, für täglich und Zuhause, so kann ich mich bei meiner Mutter erinnern, trugen die Frauen sicherlich auch mal flachere Absätze. Aber für Unterwegs und zur Arbeit hätte ich nur die elegantesten und höchsten Stöckel angezogen. Und tolle Frisuren hatten die da noch.

Gut, Waschmaschine, Kühlschrank usw. gab’s noch längst nicht überall, aber es ist eine kleine Träumerei wert. Andererseits leben wir heute leichter und es hat sich ja in den letzten 10 Tagen gezeigt dass ich relativ problemlos auch heutzutage als Frau in Nylons und Stöckelschuhen unterwegs sein kann. Die Frau von Heute hat es doch besser!

Während der Film lief hat es draußen einen richtigen Wolkenbruch gegeben und nun regnet es inzwischen Bindfäden und alles ist grau. Ich mache mir eine Tasse Tee, lege ein paar Kekse dazu und kuschle mich mit einem Buch auf dem Sofa in die Kissen. Ohne darüber nachzudenken habe ich die Pantoffeln abgestreift und die Beine ganz an den Körper heran gezogen. Und während ich lese massiere ich gedankenverloren meine ein wenig kalt gewordenen Füße in ihren seidigen Hüllen. Als ich mir dessen bewusst werde, überlege ich ob das eine typisch weibliche Haltung ist, denn so hat meine Frau auch häufig gesessen und auch schon meine Mutter. Bei dieser Gelegenheit konnte ich eine Zeitlang oft die verstärkten Ränder an ihren Strümpfen sehen. Denn sie trug trotz der Minimode lange Zeit noch richtige Strümpfe. Diese Mode hat sie, wenn auch nicht so extrem wie meine Schwestern, auch mitmachte. Erst spät ist sie dabei auf Strumpfhosen umgestiegen. Meine Ex allerdings hatte ganz selten mal einen Rock an, sie trug meistens Feinkniestrümpfe unter ihren Hosen. Und wenn ich einmal ihre Füße wärmen, oder massieren wollte entzog sie sie mir meist sofort.

Das Buch das ich jetzt lese ist eines der wenigen Bücher über Transvestismus, aber eines in Romanform. Es handelt von einem jungen Mann der zu einer Mandeloperation geht und im Krankenhaus, dank der Verwechslung mit einer Transsexuellen, am nächsten Tag ohne Schniedel aufwacht. Locker geschrieben, ein bisschen Klamauk, aber die Probleme denen er sich dann stellen muss kennen wir Transen eben auch. Schminken lernen, Kleiderkauf, hohe Schuhe tragen usw.

Vor dem Abendessen muss ich noch telefonieren, meine Eltern warten sicher bereits, denn ich habe mich am Vorabend nicht gemeldet. Also noch einmal raus! Den Jeansrock und die Bluse habe ich noch an, genauso die glatten, transparenten Strümpfe die ich hinter dem Bunker angezogen habe.

Schnell die Wolljacke noch einmal über gezogen und in die höheren schwarzen Pumps geschlüpft, die an der Garderobe stehen. Auf dem Weg zur Telefonzelle bricht die inzwischen tief stehende Sonne wieder durch und zaubert Wolkenbilder von dramatischer Schönheit an den Himmel.

Zuhause ist alles in Ordnung und auch von dem angedrohten Besuch meiner Schwester ist keine Rede mehr. Es bleibt ein kurzes Gespräch, auch weil ich nur wenig Kleingeld dabei habe. Auf dem Rückweg zum Haus erkenne ich das die Wolkendecke aufreißt. Am fernen Westhorizont scheint es sogar wieder wolkenlos zu sein, die Regenfront ist durchgezogen. Vielleicht gibt es sogar noch einmal einen schönen Sonnenuntergang. So packe ich meine Kamera ein, greife meine Handtasche und die Autoschlüssel. Von der Steilküste aus hat man einen perfekten Ausblick aufs Meer hinaus, aber ich will nicht schon wieder meine scheuernden Gummistiefel anziehen und durch das nasse Gras laufen. Zwar sind die roten Ringe an den Unterschenkeln inzwischen verschwunden, aber ich will trotzdem nicht. Am Parkplatz bei der Kirche ist es ebenso schön und deshalb bleibt es bei den Pumps, mit denen ich trotz der höheren Absätze gut Auto fahren kann. Schnell ziehe ich meine graue Wolljacke wieder über und gehe mit laut pochenden Absätzen zum Auto. Kurze Zeit später bin ich bei der Kirche. Und völlig frei und Menschenleer präsentiert sich der Platz.

Ich bringe mein Stativ in Stellung und montiere die große Spiegelreflex Kamera. Dann setze ich mich mit schön sittsam geschlossenen Knien dahinter auf die Bank. Der scharfe Wind ist fast eingeschlafen und hat einer leisen Brise aus Süd Platz gemacht. Von Zeit zu Zeit mache ich per Drahtauslöser ein Bild und genieße ansonsten die Ruhe hier.

Doch die währt leider nicht lange. Drei, vier, fünf Autos mit Bochumer und Essener Kennzeichen brettern heran und halten kreuz und quer verteilt auf dem Platz. Etliche junge Leute zwischen 15 und 25 quellen heraus und schreien und albern herum. Einige müssen gleich wieder ihre Kräfte messen. Sie schubsen sich, bolzen mit einer leere Getränkedose als Ballersatz und veranstalten Wettrennen die lange Treppe hinunter und wieder hinauf.

Ein weiteres Paar, aus einem dänischen Auto, geht etwas weiter Richtung Norden, weg von dem Trubel. Mich stört das toben und Gerangel auch, aber ich will jetzt nicht alles abbauen und ein paar Meter weiter neu aufstellen. Zwei junge Frauen, ebenfalls aus den Bochumer Wagen, stehen plötzlich neben mir und setzen sich dann auch auf die Bank. Wir versuchen den Sonnenuntergang zu genießen dieweil die Jugendlichen weiter herumspringen- und schreien und Blödsinn machen.

Gute 10 Minuten später sind nur noch ein paar rot angestrahlte Wolken zu sehen und ich packe ein. Die beiden jungen Frauen schauen mir zu und beobachten meine Handgriffe. Die eine lächelt mich an und zwinkert mir zu. Die andere grinst ebenfalls. Die haben etwas bemerkt, da bin ich mir ganz sicher.

Zwischen den immer noch auf dem Parkplatz „Dosen“ball spielenden Jungs schlendere ich zum Auto. Als ich einsteige und mich noch einmal umdrehe winkt mir die zweite junge Frau verhalten zu. Ein wenig beklommen dass die beiden mich erkannt haben, gleichzeitig froh dass die Jungs offensichtlich nichts bemerkten, fahre ich zurück.

Vor dem Fernseher mache ich es mir dann gemütlich und sehe eine Dokumentation über die Wiederbesiedelung von Brachflächen, aufgelassenen Industriearealen und Spülfeldern im Hafen. Es ist schon erstaunlich was die Natur da so zaubert! Wie schnell vor allem Vögel die rostenden und verfallenden Hinterlassenschaften der Menschen wieder besiedeln. Wie die ersten Kräuter auf den tot wirkenden Sandflächen der Spülfelder sprießen und die dünenähnlich aussehenden Gebiete begrünen.

Die Natur ist wirklich immer am ausprobieren und testen. Und was gut ist kommt weiter und voran. Und bei mir? Hat die Natur da auch was ausprobieren wollen? So nach dem Motto, was passiert wenn ein Mann gerne eine Frau wäre, oder ein Mann wie eine Frau aussehen möchte. Eventuell haben Wesen wie ich ja in der Evolution doch eine Chance, wer weiß? Und wenn nicht, dann sind wir wenigstens einen Versuch gewesen.

Hinterher greife ich wieder zu meinem Buch. Es ist spannend und als ich es aus der Hand lege ist es bereits nach 11. Der Ofen ist auch leer gebrannt und es wird kühl im Haus. Schnell verschwinde ich ins Bett. Eine Weile lese ich noch, dann schlafe ich ein.

Weiter mit Teil 8