Caroline - Teil 4

Der Mittwochmorgen dämmert spät und trübe herauf. Es regnet die sprichwörtlichen Bind-fäden. Ich liege lange im Bett und schlafe aus. Gegen 10 Uhr stehe ich endlich auf, dusche und rasiere mich. Ich beschließe für den restlichen Urlaub, mithin noch 2 ½ Wochen, jetzt jeden Tag gleich morgens als Caroline zu beginnen. Nichts mehr mit erst einmal herrum-gammeln und dann irgendwann en femme anziehen! Nein ab sofort nur noch Urlaub, richtig als Frau! Gleich nach dem Aufstehen und duschen wird sich vernünftig feminin angezogen und geschminkt. Das dauert natürlich immer einige Zeit, kann aber ja durch die Übung nur besser werden.

Gegen 11:30 bin ich dann soweit und decke den Frühstückstisch. Heute zur Abwechslung einmal nicht in Rock und Bluse, sondern im Kleid. Ich habe mir mein rotes zweiteiliges Kleid herausgesucht, das mit den orangefarbenen und hellblauen Blüten darauf. Darunter trage ich ein orangefarbenes Top und heute mal wieder mein Korselett das so schön die Funktion von BH und Hüfthalter vereint. Meine Beine zieren hauchdünne Strümpfe in Farbe Skin die man kaum sieht. Dafür spüre ich diese altmodischen Nylons anfangs noch bei jedem Schritt. Sie gleiten seidig hin und her wenn ich mich bewege, rascheln und zirpen unterm Kleid wenn sich meine Beine berühren und haben ein herrlich altmodisches Faltenspiel an Fesseln und Kniekehlen wenn ich mich setze. Sie tragen sich also ganz anders als die modernen Feinstrumpfhosen, die dank ihres hohen Anteils an elastischen Fasern, faltenfrei, glatt und fest, wie eine zweite Haut sitzen. Trotzdem ziehe ich immer wieder gern Nylons an, weil sie mir das Gefühl geben eine richtige Frau zu sein. Das ist eine Macke von mir, aber, da sie im Normalfall niemand bemerkt, eben meine ganz persönliche Sache. Die Farben Skin und Teint hat WOOLWORTH neu ins Programm genommen nachdem bisher nur Perle und Diamant als helle Farben vorhanden waren. Perle war bisher mein Favorit weil die Beine damit schön schlicht und hautfarben aussahen. Diamant trage ich auch oft, was mit dem leichten Graustich zu entsprechender Garderobe etwas exklusiver aussieht. Das die Firma den Mut hat neue Farben auch bei den Strümpfen ins Sortiment aufzunehmen kann ja eigentlich nur heißen das die auch gekauft werden. Und sicher nicht nur von den älteren Semestern, sondern wohl auch von jüngeren Frauen. Die Farbe Skin sieht man jedenfalls auf der Haut so gut wie gar nicht mehr, wenn man von den Verstärkungen an Spitze, Sohle und Ferse absieht. Und die Fältchen die sich an Spann und Kniekehle bilden wenn frau sich hinsetzt oder bewegt sieht sowieso nur die Fachfrau.

Meine nagelneuen dunkelroten Pumps passen auch zu dem roten Kleid und sie drücken auch kaum noch. Den rechten habe ich nämlich gleich gestern abend noch mit Schuhdehner eingesprüht und das Paar eine gute halbe Stunde nonstop getragen. Heute morgen sitzen beide Schuhe fast schon gut und ich bin unheimlich froh sie im Laden, quasi im hinausgehen noch gesehen zu haben. Außer zu meinem Kleid passen diese Pumps farblich auch ganz toll zu meinem dunkelroten Rock, also ein echtes Schnäppchen.

Nach dem Frühstück setze ich mich an meinen Laptop und arbeite bis kurz nach 14 Uhr durch. So kann ich das miese Wetter am besten nutzen und einen schönen Vorsprung herausarbeiten. Sollte das Wetter die nächsten 2 Wochen dann besser sein, habe ich Zeit um wieder als Frau unterwegs sein zu können. Zwischenzeitlich muss ich allerdings dann doch die roten Pumps ausziehen, sie beginnen an den Zehen ein bisschen zu kneifen. Ich nehme stattdessen meine beigen Slings mit den bequemen Absätzen.

Nach eine kleinen Pause bin ich gegen 16:30 fertig mit der gesamten Kurzgeschichte. Es hat aufgehört zu regnen und ich könnte sie heute noch zur Post bringen? Eigentlich will ich lieber hier bleiben, aber bei der Vorstellung noch einmal nach Ramme zur Post zu fahren beginnt es in mir zu kribbeln. So suche ich einen Polsterumschlag her, klebe den Adressenaufkleber meines Verlags drauf und stecke die Diskette hinein. Jetzt bräuchte ich bloß noch eine Jacke über zu ziehen und könnte los.

Ich mach’s einfach! Nehme meine hellbeige Handtasche her und packe alles aus der neuen braunen um. Dabei überlege ich ob ich nicht eventuelle noch einmal zu dem kleinen Ledergeschäft in Lemvig fahren soll. Die hatten da doch wenn ich mich recht entsinne auch eine flotte rote Handtasche im Laden hängen. Weil meine rote Jacke sich mit der Farbe des Kleides beißt nehme ich den dunklen Blazer. Der kritische Blick in den Spiegel sagt mir das ich mein Gesicht ein wenig auffrischen sollte und so restauriere ich mein Make up noch schnell ein wenig. Als letztes sprühe ich die roten Pumps noch einmal mit Dehnspray ein und ziehe sie gleich an. Wenn ich die nun noch einmal eine knappe Stunde trage, müssten sie eigentlich richtig gut passen. Allerdings soll frau damit etwa 20 Minuten aktiv hin und her gehen, damit sich das Leder weitet, das wird im Auto nichts werden.

Trotzdem behalte ich sie an, greife ich nach den Schlüsseln und trete vor die Tür. Es ist wieder Sauwetter, der Regen fällt dicht und fein! Deshalb muss ich zurück und meinen Schirm holen. Einen Augenblick später sitze ich jedoch im Auto und bin unterwegs nach Ramme. Diesmal ist direkt vor der Post ein Parkplatz frei. Ich parke ein und bin auch schon die wenigen Schritte unterwegs zum Eingang. Mir fällt ein das ich überhaupt nicht groß nachgedacht und lange umher geschaut habe ob noch irgendwo Leute zu sehen sind. Aber das würde ja auch nichts ändern, ich war doch gestern schon in Lemvig längere Zeit als Frau unterwegs und nichts und niemand hat sich darüber aufgeregt.

Die Dame hinterm Schalter ist dieselbe wie am Montag. Sie scheint sich an mich zu erinnern, denn ein wissendes Lächeln huscht über ihr Gesicht. Ohne lange zu fragen nimmt sie meinen Umschlag, wiegt ihn und klebt die Marken drauf. Der Preis ist derselbe und einen Augenblick lang überlege ich ob ich nicht einfach solche Marken mitnehmen soll. Dann könnte ich die nächsten Briefe vom Briefkasten im Feriendorf aus wegschicken. Aber ich will doch lieber wieder hierher kommen und die Post aufsuchen. Wer weiß, vielleicht hilft das nicht nur mir, sicherer in meinem Auftreten als Frau zu werden, sondern auch den Leute hier im Ort. Denn eines ist mir schon Vorgestern klar geworden, Tagesgespräch bin ich bestimmt hier.

Die Postfrau schaut mich jetzt schon sekundenlang intensiv an, was mag in ihr vorgehen? Ich erfahre es sogleich als sie mich ganz vorsichtig fragt ob sie mich etwas fragen darf. Ich muss unwillkürlich lächeln, denn erstens hat sie ja schon gefragt und zweitens kann ich mir schon denken was kommen wird.

Sie fragt, nach meinem Kopfnicken, wirklich sehr höflich und umständlich ob ich eine echte, eine richtige Frau bin. Das aber wiederum in diesem typisch dänisch gefärbten Deutsch das es sich einfach niedlich anhört.

Ich versuche ihr zu erklären das ich eigentlich ein Mann bin, aber gerne auch eine Frau wäre. Sie hört aufmerksam zu, lächelt dann wie ich finde sehr charmant und meint ich sähe jedenfalls sehr wie eine Frau aus. Nur meine Stimme erinnere sie doch noch an den Mann in mir. Ich bedanke mich für ihre Offenheit und sie wünscht mir viel Glück bei meinen Bemühungen als Frau zu leben und viel Spaß im Urlaub hier in Dänemark.

Als ich wieder im Auto sitze, beschließe ich jetzt gleich nach Lemvig zu fahren und mir die rote Handtasche zu kaufen. Die Strassen sind frei und nach einer knappen viertel Stunde bin ich schon am Hafen. Ich finde sofort einen freien Parkplatz, denn bei dem Wetter ist kaum ein Mensch unterwegs. Das kurze Stück hinüber zum Lederwarengeschäft mache ich mit schnellen kleinen Trippelschritten, obwohl das rote Kleid sehr weit schwingt und bestimmt größere Schritte zulassen würde. Aber aussehen wird es bestimmt nicht weiblich, denke ich mir und bleibe bei meinen kleinen Schritten.

Im Laden steht außer der jungen Verkäuferin heute auch noch eine Kundin. Trotzdem trete ich schnell ein, nachdem ich mich vergewissert habe das die rote Handtasche noch in der Auslage ist. Die Kundin packt gerade ihre Sachen zusammen und verlässt dann den Laden. Kaum ist sie aus der Tür spricht mich die Verkäuferin gleich an. Schnell versteht sie das ich die rote Handtasche haben möchte und angelt sie wieder mit ihrem Stab aus dem Fenster. Sie reicht sie mir, noch immer lächelnd und ich vergleiche das Leder der Tasche mit meinem Pumps. Ich finde die beiden Töne sind zwar nicht ganz gleich, harmonieren aber gut mitein-ander und schließlich trage ich die Tasche ja nicht direkt neben den Schuhen. Sie hat zwar neben einer kleinen Fronttasche nur einen einzigen Reißverschluss, aber das Fach ist innen noch mehrmals unterteilt. Knapp 80 Kronen soll sie kosten, das gibt den Ausschlag, die rote Handtasche wird gekauft.

Ich bitte die junge Verkäuferin das Seidenpapier herauszunehmen und sie macht es sofort. Dann packt sie die Tasche in eine Plastiktüte und ich bezahle. Ich bemerke das mich die jungen Frau, während ich meine Geldbörse wegstecke noch immer intensiv mustert. Dann fragt sie recht unverblümt warum ich denn Frauenkleidung trage. Die Frage kommt nicht ganz unverhofft, schließlich hatte sie ja einen Tag Zeit sich zu überlegen was für eine komische Tante da gestern eine Handtasche bei ihr gekauft hat.

Da wir mit Dänisch und deutsch nicht weiterkommen wechseln wir schließlich in englische. So kann ich ihr relativ schnell erklären was ich bin, warum ich Frauenkleidung trage usw. Sie hat einige Fragen, meint dann aber abschließend ich würde eine recht passable Frau ab-geben, besonders weil ich mich so betont feminin kleide. Ich bedanke mich für die Kom-plimente und sehe zu nach draußen zu kommen. Es regnet nicht mehr so schlimm wie vorhin und ganz spontan beschließe ich den Weg zurück zum Auto ein wenig zu verlängern indem ich durch die Fußgängerzone gehe.

Kurze Zeit später bin ich an der Kirche und wende mich gerade rechts herum in die Vestergade, als hinter einer Hausecke ein Gesicht kurz auftaucht und gleich wieder ver-schwindet. Heute, im Regen und ohne die viele sonst draußen stehenden Ständer mit Ware, sieht die Strasse leer und trist aus. Trotzdem gehe ich von Schaufenster zu Schaufenster und sehe plötzlich wieder jemanden aus einem Hauseingang hervor gucken. Was wird hier gespielt? Gerade bin ich am Imbiss vorbei als plötzlich hinter mir an der Kirche wildes Geheul erschallt. Ich zucke förmlich zusammen, wende mich schutzsuchend nach links und rechts. Da krakelt noch eine weitere Gruppe von Halbwüchsigen weiter unten auf der Vestergade, etwa in Höhe der Bank. Jetzt ist es aus! Jetzt haben sich mich eingekesselt, jetzt werden sie mich fertig machen!

Vor Angst bekomme ich ganz weiche Knie. Mit fliegenden Fingern schließe ich den sperrigen Regenschirm und reiße meine Handtasche auf. Mit fahrigen Bewegungen suche ich nach meinem Pfefferspray. Gleichzeitig finde ich in einem etwas zurückspringenden Hauseingang Zuflucht. Meine Hand schließt sich um die kleine kalte Spraydose, ich ziehe sie hervor und schnipse die Schutzkappe weg. Egal was kommt, ich werde mich verteidigen mit allem was ich habe. Und das ist, in weiser Voraussicht, eine Dose Pfefferspray! Die habe ich schon einmal benutzt, damals als mich beim Rad fahren ein Hund verfolgte und nach meinen Füßen schnappte. Das schnappen hat er sehr schnell aufgegeben, nur um sich nach Luft ringend sogleich mit wildem Gejaule im Gras herum zu wälzen.

Die Rufe auf der Strasse werden lauter, sie kommen! Verstehen kann ich nicht viel, aber es geht um jemanden den sie fertig machen wollen. Krampfhaft, und wild entschlossen sie auch zu benutzen, halte ich meine Spraydose verdeckt in der Hand.

Dann geht alles sehr schnell. Fast genau vor meinen Augen prallen die beiden Gruppen zu-sammen und eine wüste Keilerei beginnt. Ich bin gar nicht das Ziel ihres Hasses, sie haben es aufeinander abgesehen. Nach wenigen Sekunden, in denen ich unbeteiligte Zuschauerin bin, kommen aus dem Herrenmodengeschäft und dem Sportgeschäft gegenüber einige junge Männer. Sie gehen augenblicklich dazwischen und trennen die Streithähne. Dabei bekommt mindestens ein Jugendlichen der pöbelnd weglaufen will einen Tritt in den Aller-wertesten und zwei weitere die sich meinen wehren zu müssen kriegen eine kräftige Ohrfeige ab Dann werden sie in verschieden Richtungen auseinander getrieben und sicherheitshalber etliche Meter weit begleitet.

Ich stehe mit weichen Beinen in meiner Nische und warte ab. Unkontrolliert zittern meine Knie unterm Kleid und ich habe einen Augenblick lang das Gefühl mir gleich ins Höschen zu machen. Ich bin kaum in der Lage auf meinen Pumps ein paar Schritte zu gehen. Eine der Verkäuferinnen aus dem Geschäft für Herrenmode ist ebenfalls an die Tür geeilt und sieht mich. Zusammen mit einem Kollegen kommt sie zu mir herüber und will wissen ob ich etwas abbekommen habe. Ich schüttle nur den Kopf, kann kaum sprechen. Dann realisieren die zwei das ich eine deutsche Touristin bin und bieten mir ihre Hilfe an. Ich lehne matt lächelnd ab, lasse jedoch zu das sie mich ins Geschäft hinüber begleiten. Dankbar lasse ich mich schließlich neben der Kasse auf einen Stuhl sinken und danke meinen Rettern. Die grinsen mich an und mir schießt in den Kopf das sie jetzt bestimmt erraten haben was ich bin. Die Verkäuferin fragt mich etwas und zeigt, als ich nicht gleich reagiere, auf meine rechte Hand. Die umklammert noch immer krampfhaft die Sprühdose, die ich dann langsam loslasse und als ich endlich realisiere warum die anderen grinsen, muss auch ich lachen. Es ist ein befreiendes Lachen denn in der Hand halte ich nicht etwa mein Pfefferspray sondern,......... das Dehnspray für meine Schuhe.

Nach kurzem durchwühlen meiner Handtasche zeige ich den Leuten was ich eigentlich vor hatte zu benutzen und besonders die junge Frau zeigt Interesse an dem Pfefferspray. Keiner jedoch wundert sich das die vermeintliche Frau eine rauchige Männerstimme hat. Ja sie tun so als sei es völlig normal das ein Crossdresser bei ihnen im Geschäft sitzt.

Nachdem ich mich nochmals bedankt habe das sich alle so rührend um mich gekümmert haben mache ich mich auf den Weg zum Ausgang. Der älteste der Männer, wohl so an die 40 und im Gegensatz zu den jungen Angestellten die alle legere in Pulli und Jeans herum-laufen, im Jackett und mit Krawatte, begleitet mich zur Tür. Er ist der Geschäftsführer habe ich mitbekommen und er entschuldigt sich nochmals dafür das ich hier in Lemvig diesen schlimmen Zwischenfall miterleben musste.

Er spricht recht gut deutsch und versichert mir nach einem festen Händedruck, das er mich sehr nett findet und unheimlich weiblich. Aber leider, ............. leider sei er schon gebunden, und, ......... mit einem verschmitzten Lächeln, .... er stehe nicht auf Männer, auch wenn die noch so sehr wie eine Frau aussähen.

Ich schlucke einmal trocken, bevor ich erwidere das auch ich nichts mit Männern anfangen kann, ich bin wohl eher lesbisch.

Er lacht darüber leise in sich hinein und wünscht mir dann das ich dann eben eine Frau finde die auf solch eine Frau wie mich steht.

Ziemlich benommen von seinen Äußerungen mache ich mich schließlich auf den Weg zum Parkplatz am Hafen den ich ein paar Minuten später ohne weitere Zwischenfälle erreiche. Eine halbe Stunde später bin ich wieder zurück im Feriendorf und gehe, den glotzenden Nachbarn ignorierend, gleich nachdem ich meine Sachen im Haus abgestellt habe, noch hin-auf zur Telefonzelle. Am Abend, nach dem frühen Essen und abspülen sehe ich mir heute einmal einen Krimi an. Dann gehe ich kurz vor 22 Uhr schon ins Bett. Eine Weile lese ich noch dann ist Schlafenszeit.

Am Donnerstag morgen erwache ich schon gegen 7 Uhr, bin ausgeschlafen und frisch. Nach dem duschen und der Rasur kommt das allmorgendliche immer wieder schöne Ritual des Anziehens. Das Wetter scheint sich zu halten und ich habe ja auch die Verabredung mit Annagreta im Schuhgeschäft. Ich weiß nur noch nicht wann ich da aufkreuzen soll, schon am Vormittag oder besser später? Ich beschließe mich erst einmal anzuziehen und gut zu früh-stücken, dann werde ich weiter sehen.

Da ich den langen weiten dunkelblauen Rock mit dem weißen Blütenmuster darauf tragen will, kann ich es mir leisten darunter ruhig wieder Strümpfe anzuziehen. Also das formende und fest sitzende Korselett, das meinen Siliconbrüsten auch einen optimalen Halt bietet. Das Paar Strümpfe in Farbe Skin werde ich wieder nehmen. Der Hauch von brauner Farbe auf meinen Beinen gefällt mir sehr gut. Also, schnell den ersten Strumpf gerafft und genussvoll das Bein hinauf gestreift. Das vordere Strapsknöpfchen befestige ich so, das es weit herum zur Innenseite des Schenkels zeigt. Der seitliche Halter wird nach hinten gezogen. So sitzen sich die beiden ziemlich genau gegenüber und halten den Strumpf sicher, gerade und fest. Außerdem kann sich der vordere Halter so auch im sitzen nicht entspannen und eventuell versehentlich öffnen. Diesen Trick fand ich auf einer Strumpf-Homepage im Net. Dort gab es eine ganze Menge von Hilfen und Tipps zum tragen von Damenstrümpfen. Viele dieser kleinen Kniffe würden unseren Großmüttern bestimmt nur ein müdes Lächeln entlocken, aber uns, der Strumpfhosengeneration, ist dieses Wissen leider verloren gegangen. Meine Halter sind übrigens aus Metall und die Knöpfchen aus Gummi. Diese Kombination hält absolut sicher! Mir ist bisher noch niemals ein Halter unverhofft aufgegangen. Inzwischen sitzt auch der zweite Strumpf sicher und faltenfrei und ich ziehe meine weiße Bluse an. Dann kommt der wunderschön weiche Rock dran, der im stehen bis etwa zur Mitte meiner Waden fällt. Das ist zwar recht lang für meinen Geschmack, sieht aber wie ich von Fotos weiß sehr feminin aus. Anschließend geht’s zum schminken ins Bad.

Wie immer dauert das bei mir so eine knappe Stunde, bis ich Grundierung, Fixierpuder, Creme-Makeup, Rouge und dann die Augen mit Mascara, Lidschatten, Eyeliner usw. soweit habe, das mir nach auftragen des Lippenstifts und aufsetzen meiner Perücke endlich Carolines Gesicht aus dem Spiegel entgegen strahlt. Meinen Umhang, der solange meine Bluse geschützt hat nehme ich ab und hänge ihn zur Seite. Aber noch fehlt etwas! Schmuck muss natürlich wie immer bei einer gepflegten Dame unbedingt sein. Und erst dann, mit Halskette, Ohrclips, Armreif und Ringen geschmückt, fühle ich mich endlich richtig weiblich gestylt.

Das Frühstück schmeckt mir inzwischen sogar dann, wenn ich weiß das ich anschließend als Caroline auch hinaus gehe. Noch vor wenigen Tagen habe ich kaum einen Bissen hinunter bekommen als ich endlich auch einmal als Frau gekleidet raus wollte, so aufgeregt war ich da. Heute beiße ich mit Genuss ins Toastbrot, obwohl ich doch ganz genau weiß das da draußen die wilde weite Welt auf mich lauert. Doch sie kann mich nicht mehr schrecken! Ich habe in den vergangenen Tagen etliche Erfahrungen sammeln können. Schöne, ganz schöne und einige wenige die nicht so toll waren, aber niemals bin ich angemacht oder gar angegriffen worden. Ich weiß das ich da rausgehen und meinen Tag als Frau verbringen kann ohne negative Erlebnisse befürchten zu müssen. Das ist gegenüber meinen Ängsten von letzter Woche schon ein riesiger Fortschritt. Es ist ja gerade einmal eine Woche her das ich Zuhause meine Sachen zusammenpackte und dabei überlegte ob ich es wagen könnte überhaupt einmal, als Frau gekleidet, hinaus gehen zu können. Am Sonntag erst war mein allererster Ausflug in Frauenkleidern. Da noch ängstlich und gehemmt im Wald. Was für ein Blödsinn eigentlich, im Rock im Wald umher zu wandern! Dort bin ich sicher aufgefallen wie ein Leuchtturm in den Bergen. Aber auch da hat mich niemand blöde angemacht! Vielleicht gibt es ja aber wirklich solche Frauen die im Wald im engen Rock, dicken Damenstrümpfen und Umhängetasche unterwegs sind. Ich jedenfalls werde die nächsten Tage so peu’ a peu’ immer mehr die dichter bevölkerten Gegenden aufsuchen. Denn wie meine Besuche in Lemvig zeigten, bin ich den Menschen dort eigentlich kaum aufgefallen. Ja eine bessere Tarnung als unter zahlreichen Mitmenschen kann es eigentlich kaum geben. In der Masse fällt niemand besonders auf.

In diese Gedanken versunken habe ich mein Frühstück beendet und räume alles weg. Nachdem der Tisch abgewischt ist spüle ich schnell das Geschirr, denn ich mag nicht wenn es benutzt herum steht. Meine Hände sehen mit den roten Nägeln einfach toll aus wenn sie da aus dem weißen Schaum hervorblitzen. Der Nagellack ist wirklich gut, der hält super und noch immer ist nirgends etwas abgesplittert. Auf dem Weg ins Schlafzimmer überprüfe ich mein Gesicht im Spiegel. Das ist inzwischen auch so eine Macke von mir. Caroline nimmt jeden Spiegel für eine kritische Überprüfung ihres Aussehens mit. Der Lippenstift hat beim Frühstück gelitten, ich ziehe ihn gleich im Schlafzimmer wieder nach. Ansonsten ist alles noch wie vorhin, so kann ich mich unter Menschen wagen.

Dazu packe ich meine geräumige schwarze Handtasche, denn die dunkelblaue ist zu klein und suche mir die dunkelblauen Pumps mit den nicht so hohen, spitzen Absätzen wieder hervor. Auch schlinge ich das blau-weiße Tuch um den Hals, ziehe es durch einen Schmuckring und lasse die Spitzen nach unten baumeln. Meine schwarze Jacke hängt an der Garderobe und ich lege sie schon einmal parat. Nachdem auch mein Handy in der Handtasche verstaut ist, ein Paar Ersatzstrümpfe auch, sowie ein Einkaufsnetz, bin ich eigentlich schon fertig. Ich könnte jetzt gleich losfahren nach Lemvig, denn es ist auch schon kurz vor 10 Uhr.

Nachdem ich die Nachrichten zuende gehört habe gibt es kein halten mehr, ich will raus. Selbstbewusst gehe ich auf dem Bohlenbelag ums Haus herum zum Auto. Die Nachbarn sitzen noch beim Frühstück. Aus den Augenwinkeln sehe ich das er wieder einmal dümmlich zu mir herüber glotzt, Sie jedoch scheinbar durch mich hindurch guckt. Es ist mir inzwischen völlig gleichgültig was diese beiden Menschen da von mir denken, ich will diesen Urlaub als Frau verbringen und niemand, schon gar nicht diese beiden werden mich davon abhalten. Wie eigentlich fast immer sind die Strassen hier oben in Nordwestjütland angenehm leer. Gemütlich mit 80 gefahren bin ich nach kurzer Zeit auch schon in Lemvig. Diesmal parke ich allerdings nicht am Hafen sondern auf dem großen Parkplatz in der Stadtmitte. Von dort aus bin ich dann auch in kurz darauf beim Schuhgeschäft. Natürlich, so denke ich mir ist es noch viel zu früh, aber die Neugier treibt mich jetzt um kurz nach halb elf trotzdem in den Laden. Annagreta ist nicht zu sehen, aber eine ihrer jüngeren Kolleginnen tritt gleich auf mich zu, als ich die Ecke mit den Sonderangeboten erreicht habe. Sie fragt höflich ob sie mir helfen kann und ich antworte leise das ich mit Annagreta verabredet bin. Ein wissendes Lächeln huscht über ihr Gesicht als sie mich bittet ein Moment zu warten, Annagreta ist noch im Lager beschäftigt.

Kurz darauf kommt diese dann mit diversen Kartons beladen herein, sieht mich und begrüßt mich wie eine alte Bekannte. Dann setze ich mich und sie öffnet den ersten Karton. Der Inhalt ist schon einmal Spitze. Jedenfalls optisch! Ein Paar schwarzer Pumps mit nicht zu langer, leicht gerundeter Spitze, und vielleicht 7-8 cm hohen schlanken Absätzen. Solche Pumps habe ich zwar schon seit meiner Anfangszeit als Caroline, aber Annagreta braucht mich trotzdem nicht lange zu bitten die Schuhe in Größe 41 einmal anzuziehen.

Das klappt allerdings leider nicht so ohne weiteres, obwohl die Strümpfe die ich trage sonst immer unheimlich helfen mit ihrer glatten, seidigen Oberfläche. Der linke Schuh geht ja noch, aber als ich mich endlich in den rechten gezwängt habe wird es kritisch. Nur mit viel Dehnspray und Tricks werden mir diese Traumpumps passen. Annagreta sieht das nach einigem guten Zureden auch ein und rettet meine Füße indem sie mir die Schuhe schnell auszieht.

Die nächsten sind im Prinzip die gleichen wie eben, nur diesmal in Weiß und in Größe 42. Annagreta braucht mich nicht zu überreden, solche Schuhe suche ich bereits seit langem schon und ich schlüpfe leicht hinein. Ja in den linken kann ich einfach so hinein gleiten. Für den rechten brauche ich Annagretas Hilfe mit dem Schuhlöffel, aber auch er sitzt längst nicht so eng wie eben noch der schwarze. Probeweise gehe ich darauf einige Meter in Laden auf und ab. Sie tragen sich trotz ihrer höheren Absätze recht gut und was ich im Spiegel erblicke lässt mich wohlig erschauern. Ich denke sie zu nehmen obwohl ich ja erst vorgestern die cremefarbenen gekauft habe. Aber diese sind richtig weiß und haben auch höhere Absätze. Ich lege das Paar in seinem Karton erst einmal an meiner rechten Seite ab.

Nun hat Annagreta ein Paar knallroter Lacklederpumps in der Hand. Wer um Himmels Willen sollte in dieser Kleinstadt so etwas tragen? Die dünnen Stöckel in Pfennigabsatzform und über 12 cm hoch. Wieder Erwarten passen sie mir beide wie angegossen! Aber zu welchem Anlass soll ich solche Stilettos bloß anziehen? Darauf kann ich sogar problemlos gehen, was sich zeigt als ich darauf ein paar Schritte mache. Recht angenehm sogar sind diese Absätze, was ich nun wirklich nicht erwartet hätte. Annagreta versucht mir zu erklären das es daran liegt das der Absatz nicht ganz hinten sitzt, sondern geschwungen ein Stück unter dem Fuß. Sie hat recht, in solchen Pumps laufen auch die Frauen in den alten Filmen herum und die hatten offensichtlich auch kaum Probleme damit. Aber dieses hochglänzende Rot ist mit entschieden zu nuttig, die werde ich denn wohl eher nicht kaufen. Trotzdem kommen auch sie auf die Seite wo die passenden Paare landen. Erst ganz zum Schluss will ich aus all diesen Paaren die heraussuchen die ich auch gebrauchen kann.

Annagreta hat bereits den nächsten Schuh in der Hand. Fast der gleiche wie eben, aber diesmal in dunkelblau und auch kein Lackleder, sondern einfaches schlichtes Glattleder. Die Absätze sind auch nicht so hoch und nicht ganz so dünn, aber dennoch sehr elegant. Auch sie passen einwandfrei wenn ich einmal davon absehe das der rechte ein wenig enger ist. Die finde ich entschieden besser als die roten, auch wenn mir noch nicht klar ist zu welchen Gelegenheiten ich solche Stöckeln einmal anziehen kann. Besonders gut gefällt mir auch bei diesen Schuhen ihr weit ausgeschnittenes Dekollete, das die Ansätze meiner Zehen sichtbar werden lässt. Auch auf diesen hübschen dunkelblauen Pumps kann ich ganz locker noch gehen, was mal wieder zeigt das Absatzhöhe offensichtlich nicht gleich Absatzhöhe ist. Die nehme ich auf jeden Fall!

Annagretas junge Kollegin von vorhin hat sich zu uns gesellt und schaut zu wie ich in das nächste Paar schlüpfe. Wiederum Pumps, aber diesmal in schwarzem Wildleder. Der Absatz ist höchstens 4-5 cm hoch und etwas kräftiger, aber recht elegant geschweift. Obwohl ich solche Hacken nicht ganz so gerne leiden mag spricht die Passform für sich. Ich glaube diese Pumps werde ich auf jeden Fall nehmen. Ich stelle sie ebenfalls an meine Seite.

Das nächste Paar kann gleich wieder im Karton verschwinden. Die Spitze lang und dünn, die Absätze breit und viel zu weit hinten, direkt unter der Ferse angebracht. Neee, nichts für mich. Auch das andere Paar das mir Annagretas Kollegin hinhält findet keine Gnade bei mir. Klobiger Blockabsatz und ein unmöglicher Schnitt. Das Blatt am Spann weit hochgezogen und mit einer komischen Lasche versehen.

So geht es nun noch etliche Paare weiter. Die Schuhe die ich jetzt gezeigt bekomme sind in meinen Augen „Schuhgewordenen Modesünden“. Unmöglich spitze Dinger mit hässlichen Absätzen, oder -auch nicht mein Fall- Pumps für die, nennen wir es einmal - reifere Dame. Vom Typ ,Robust & Bequem’ mit ziemlich dicken Absätzen. Nichts was elegant, leicht und feminin wirkt. Ich glaube schon fast das mir Annagreta gleich zu Anfang die mir zusagenden Schuhe gezeigt hat, als sie noch ein letztes Paar aus dem Karton nimmt. Meine Augen müssen zu leuchten begonnen haben denn Annagreta grinst fast schon verschwörerisch. Ein Paar silbergrauer Wildlederpumps hält sie mir entgegen. Einfache klassische Form, ohne Schnickschnack, ohne Schnörkel, aber mit an die 10 cm hohen recht schlanken Absätzen. Nachdem ich in beide Schuhe hinein geglitten bin, stelle ich fest das sie ebenso gut sitzen und aussehen wie die roten Pumps. Auch auf ihnen kann ich problemlos gehen und sie sehen todschick aus. Die nehme ich mit Sicherheit.

Annagretas junge Kollegin war zwischenzeitlich verschwunden und kommt jetzt mit weiteren Kartons in den Armen zurück. Sie nimmt ein Paar Sandaletten aus einem Karton. Die Farbe ist zu Anfang ein unbestimmbares brau, aber mehr so kupferfarben, oder doch mehr ins grau spielend. Nein es entpuppt sich als ein Farbton der irgendwie an Anthrazit erinnert und leicht metallisch wirkt, dabei aber ein wenig ins bräunliche spielt. Die etwa 5 cm hohen Absätze wirken recht zierlich und ich ziehe die Sandaletten einmal an. Die Riemchen geben meinen Füßen wider Erwarten guten Halt und zusammen mit dem Fersenriemchen sitzen sie sehr gut an meinen Füßen. Die nehme ich auch! Die nächsten Sandaletten sind weiß, sehen eigentlich toll aus, sind jedoch sehr eng. Die wenigen dünnen Riemchen kneifen und nach wenigen Minuten schon drückt sich meine Haut aus deren Zwischenräumen. Auch das nächste Paar, ebenfalls weiß ist nichts für mich. Zwar passen sie von der Weite her besser, aber sie sehen nicht so toll, eher hausbacken aus. Das letzte Paar das sie dann präsentiert ist sehr ähnlich geschnitten wie das erste, aber goldfarben und hat einen Keilabsatz. Sie passen ebenfalls perfekt, wenngleich ich Keilabsätze eigentlich nicht so mag. Aber da die anderen mir nicht gefallen, beschließe ich auch die goldfarbenen zu nehmen.

Nach kurzer Beratung und mehrmaligem Anziehen der verschiedenen in Frage kommenden Schuhe bleiben schließlich die weißen und die dunkelblauen Glattleder-, sowie die beiden Wildlederpaare, die niedrigeren schwarzen und hohen grauen Pumps übrig. Dazu kommen die zwei Paare Sandaletten. Annagreta versucht mich, allerdings vergeblich, für die roten Lacklederpumps zu begeistern. Die sind mir einfach zu nuttig! Wären sie anstatt in Lack- nur in Glatt- oder gar Wildleder da, oder hätten sie anstatt der Stilettos nicht ganz so hohe und dünne Stöckel, ich hätt sie vermutlich genommen, aber so?

Trotzdem schleppen die beiden nun insgesamt 6 Paar Damenschuhe zur Kasse. Die Kolleginnen die das ganze Spiel mitbekommen haben grinsen mich an. Als ich dann die Summe sehe, bekomme ich kurzfristig das Grausen. 1760,45 Kronen zeigt die Kasse an, aber nach kurzem Nachschauen auf meiner Tabelle erkenne ich das dass etwa 220 € sind. Das sind unter 40 € pro Paar nagelneuer Schuhe, das ist wirklich sehr preiswert und ich blättere die Scheine auf den Ladentisch.

Mit einem Male steht der Geschäftsführer neben mir. Er sagt in recht gutem Deutsch das er die ganze Zeit zugesehen hat und weil ich einige Paare seiner Ladenhüter gekauft habe gibt er noch einen Sonderrabatt. Ich bekomme die roten Pumps gratis dazu!

Ich bin einen Augenblick sprachlos. Doch er meint nur grinsend, die roten Dinger wird hier im Städtchen doch wahrscheinlich nie jemand kaufen und mir würden sie schließlich doch gut passen. Und eine Gelegenheit sie anzuziehen wird sich sicherlich irgendwann ergeben. Ich bedanke mich überschwänglich, verabschiede mich von Annagreta und ihrer Kollegin sowie dem Geschäftsführer und schleppe dann in drei großen Plastiktüten die vielen Schuhkartons in Richtung Parkplatz.

Es ist Wahnsinn! Innerhalb von 3 Tagen habe ich hier 9 Paar Damenschuhe gekauft und die roten Stilettos geschenkt bekommen. Ich muss verrückt sein, oder tief in mir drinnen doch irgendwie eine Frau? Bepackt mit den Tüten beschließe ich trotzdem noch einen Umweg durch die Fußgängerzone zu machen. Schließlich sehe ich jetzt noch authentischer wie eine Frau mit ihren Einkäufen aus. So stehe ich kurz darauf vor dem kleinen Modegeschäft in dem ich meine beiden engen Tweedröcke gekauft habe. Die Besitzerin ist drinnen an den Regalen beschäftigt. Trotzdem hat sie mich schnell entdeckt als ich, nur mal so, draußen an den Ständern nach Sonderangeboten sehe. Sie begrüßt mich und macht mir ein Kompliment zu meinem Outfit. Etwas zweifelnd gleitet ihr Blick über meine drei Einkaufstüten und ein wenig skeptisch fragt sie mich ob ich da wirklich Schuhe drinnen habe. Lächelnd gestehe ich ihr mit leiser Stimme das ich soeben 7 Paare Damenschuhe in dem großen Schuhgeschäft gekauft habe. Sie kann es offensichtlich kaum fassen das es wirklich 7 Paare sein sollen und sagt mir das sie zwar auch einen Modetick habe und zig Paar Schuhe Zuhause, aber mehr als zwei Paare habe sie noch nie an einem Tag gekauft. Wir treten in den Laden und ich zeige ihr die Schuhe. Als sie realisiert das es alles, nicht ganz einfach zu bekommende 42er Größen sind, und ich quasi die Ladenhüter günstig gekauft habe versteht sie mich schon besser.

Dann greift sie in einen Ständer und zieht ein hellgraues Kleid hervor. Es ist schlicht und leicht tailliert geschnitten, hat aber als Blickfang einen kobaltblauen Streifen eingearbeitet der, schmal beginnend, in einem breiter werdenden Stoffeinsatz von der linken Schulter zur rechten Hüfte verläuft. Ich soll es doch bitte einmal anziehen meint sie und schiebt mich in Richtung der Umkleidekabine. Dort entledige ich mich mit fliegenden Fingern der Bluse und des Rocks und ziehe ganz vorsichtig das Kleid aus weichem Shirtstoff über. Es sitzt nicht schlecht als ich endlich die Ärmel übergezogen und mit einigen Verrenkungen auch den Rückenreißverschluss zubekommen habe. Allerdings fehlt mir an den Hüften und am Po etwas, da sind Frauen doch besser gepolstert. Dafür habe ich oben herum ein kleines bisschen zuviel.

Bedächtig trete ich aus der Kabine und vor den großen Spiegel. Es sieht wieder Erwarten recht gut aus was ich da anhabe. Nur über meinem Busen spannt es etwas, aber der asym-metrische blaue Streifen sieht toll aus. Die Länge stimmt auch, es reicht bis etwa zur Mitte meiner Knie, so mag ich es am liebsten. Die Verkäuferin reicht mir die grauen Pumps die ich vorhin gekauft habe und ich schlüpfe hinein. Phantastisch! Das Kleid und die Schuhe gehören zusammen. Trotzdem lasse ich mich überreden auch noch ein zweites und ein drittes Kleid anzuprobieren. Alle sind aus dem gleichen grauen Stoff, nur das beim zweiten der Streifen dunkelgrau ist und beim dritten ganz hellgrau, fast schon altweiß. Inzwischen habe ich Übung beim Schließen des Reißverschlusses und trete selbstbewusst vor den Spiegel. Das ist es! Das Kleid mit dem hellen Streifen. Das findet auch die Verkäuferin, hält mir aber trotzdem noch ein weiteres Kleid entgegen. Es ist ein Sommerkleid. Weiß mit roten Blüten darauf und sie meint es würde mir sicher ganz toll stehen. Außerdem passen sowohl meine weißen als auch die roten Pumps perfekt dazu. Damit hat sie zwar Recht, aber für heute ist Schluss.

Trotzdem lasse ich mich überreden das graue Kleid gleich anzubehalten und natürlich auch die Wildlederpumps. Ein wenig skeptisch bin ich allerdings schon, weil ich es ein wenig zu kurz finde um mit Strümpfen darunter draußen umher zu spazieren. Auch sind mir die Pumps doch ein bisschen zu hoch. Ob ich damit unfallfrei bis an mein Auto komme? Doch einen Rückzieher zu machen traue ich mich einfach nicht. Als mein Rock und meine Bluse sowie die blauen Pumps eingepackt sind, ich gezahlt habe und im Begriff bin den Laden zu verlassen, macht mich die junge Verkäuferin dezent auf eine Laufmasche an meinem linken Bein aufmerksam. Mist! Sie will mir nun noch eine recht teure graue Strumpfhose verkaufen, aber ich habe ja Strümpfe zum wechseln dabei. Ich ziehe die Packung aus meiner Hand-tasche hervor und verschwinde in der Kabine. Schnell ist der kaputte Strumpf herunter-gestreift und hängt über der Kabinenwand. Ich öffne die Zellophantüte aus der Handtasche und fische einen Strumpf heraus. Es sind keine neuen Strümpfe darin, sondern bereits einmal getragene. Allerdings habe ich vorhin welche in Diamant erwischt, aber das ist eigentlich nicht schlimm, ich wechsle dann eben schnell beide Strümpfe. Die Farbe passt fast noch besser zum grauen Kleid. Flink ist der erste Strumpf schon hochgezogen und angeclipst. Der zweite folgt gleich anschließend und gerade als ich ihn am zweiten Strapsknöpfchen fest mache schaut mich das einigermaßen erstaunte Gesicht der Verkäuferin durch den Vorhangschlitz an. Sie hält mir meinen kaputten Strumpf entgegen und ich stopfe ihn zusammen mit dem heilen Nylon in die Tüte und verstaue sie in meiner Handtasche. Offensichtlich ist die junge Frau ein wenig schockiert das ich Nylonstrümpfe trage, das kann ich sehen. Trotzdem wünscht sie mir einen schönen Tag als ich vorsichtig, nun bereits mit vier Tüten bepackt, auf meinen Stöckeln den Laden verlasse.

Es ist wärmer geworden und ich lasse meine Jacke offen. Mit kleinen, schmalspurigen Schritten gehe ich ganz langsam in Richtung Parkplatz. Es ist doch um einiges schwieriger auf den hohen Absätzen hier draußen zurecht zu kommen, als ich im Laden noch gedacht habe. Kleine Spalten und Fugen im Belag erfordern meine Aufmerksamkeit. Und die wird mir, wie ich mit Erschrecken feststelle, auch von diversen Männern entgegen gebracht. Viele schauen mir zuerst direkt auf die Beine um dann ihre Blicke schamlos an meinem Busen, der sich unter dem engen Kleid deutlich abzeichnet, direkt festzusaugen. Ich kann fast fühlen das sie mich auch weiterhin anglotzen wenn ich vorbei bin. Ihre Blicke brennen fast auf meinen Beinen und als ich mir vorstelle was diese Typen wohl denken würden wenn sie wüssten das ich echte Nylonstrümpfe trage wird mir heiß und kalt. Es ist fast wie Spießrutenlaufen finde ich und überlege ob ich wirklich auch weiterhin als Frau gekleidet Urlaub machen will. Warum nur tragen auch so wenige Frauen Röcke? Kein Wunder das ich auffalle! Dann komme ich noch einmal an der Stelle vorbei wo gestern die Jugendbanden aufeinander geprallt sind. Unbehagen macht sich in mir breit und ich beschleunige meine Schritte. Das klappt wieder Erwarten jetzt doch schon recht gut! Offensichtlich ist auch das gehen auf hohen Hacken letztlich nur eine Übungssache. Ein wenig später komme ich zum Auto und verstaue meine diversen Einkauftüten im Kofferraum.

Der Rückweg nach Trans verläuft gemütlich wie immer. Nur die hochhackigen musste ich an der nächsten Ecke gegen die schwarzen Pumps tauschen. Damit lässt es sich wesentlich sicherer Auto fahren.

Irgendwie möchte ich eigentlich noch etwas erleben heute und biege kurzentschlossen nach Norden ab. Eine knappe halbe Stunde später bin ich in Tyboron und stelle mein Auto auf dem Parkplatz am Aquarium ab. Ob ich da einmal hineingehen soll? So im Kleid, auf hochhackigen Pumps und ganz Dame. Die Räume dort sind ein wenig dämmrig damit man besser in die Aquarien hinein sehen kann, das kommt mir doch entgegen. Ich beschließe es zu wagen, schlüpfe wieder in die hohen grauen Pumps und steige aus. Mit wenigen schnellen Schritten bin ich über die Straße hinweg und auch schon im Foyer. Der junge Mann hinter der Kasse lächelt mich an als ich bezahle und wünscht mir viel Vergnügen. Drinnen sind eine Menge Leute, von denen die meisten ruhig die zahlreichen verschiedenen Aquarien anschauen. Aber auch viele Kinder wuseln herum, suchen Bernstein in der großen Sandfläche in der Kinderecke. Einige streicheln in dem speziell dafür eingerichteten Becken Schollen, Flundern und einen weiteren großen Fisch. Ich mache zuerst einmal den Rundgang an den Behältern vorbei und schaue mir die verschiedenen einheimischen Fische an. Das Größte Becken ist aus Beton, hat nur eine Scheibe und darinnen liegt das Wrack eines Ruderbootes und tummeln sich Dorsche und andere Hochseefische.

Nachdem ich fast eine halbe Stunde hier verbracht habe will ich weiter. Aber zuerst noch gehe ich zur Toilette, denn wer weiß wann ich dazu wieder Gelegenheit habe. Hinterher, stehe ich dann vor der Tür im blendenden Sonnenlicht und gehe die wenigen Meter zum Parkplatz hinüber. Das gehen auf den hochhackigen grauen Pumps ist immer einfacher geworden und ich will versuchen damit jetzt auch den Rückweg zu fahren. So schlimm kann es ja auch nicht sein, denn viele Frauen fahren ja schließlich auch mit Pumps Auto. Ich lege meine Handtasche auf den Beifahrersitz, hänge meine Jacke an und gehe zum Kofferraum um mir etwas zu trinken zu holen. Ich muss mich weit hinein beugen um an die Kühltasche zu kommen und überlege ob ich mich dabei auch einigermaßen feminin verhalte. Oder hat dabei am Ende gar jemand unter mein Kleid schauen können und dabei vielleicht dann auch noch meine Strumpfränder gesehen? Das graue Kleid ist wahrscheinlich doch nicht so ganz das richtige um darunter in der Öffentlichkeit Nylons zu tragen. Völlig unvorbereitet trifft mich die Schimpfkanonade einer alten Frau die plötzlich neben mit steht. Zwar kann ich sie nicht gleich verstehen, aber das sie empört ist, ja geradezu entsetzt und wütend kann man merken.

Dann wird mir klar das sie einen Dialekt spricht. Breites Dithmarscher Bauerndeutsch nämlich. Das war mir drinnen schon aufgefallen und auch diese korpulente alte Frau die mich einige Male so abschätzend gemustert hat. Diese Dicke, in ihrem großgeblümten Kleid, den dicken Stützstrümpfen und ausgetretenen Schuhen, mit einem Dutt auf dem Kopf und knallroten Gesicht steht jetzt vor mir und keift in dieser Mundart auf mich ein. Sie schreit etwas von Schweinerei, Saukram, Nutte. So hier herum zu laufen, so angemalt, in solchen Schuhen und dann auch noch mit diesen widerlichen Strümpfen unterm Kleid. Einfach grässlich und eingesperrt gehört so eine wie ich.

Ich überlege kurz ob es Sinn hat ihr zu antworten, knalle aber dann die Kofferraumklappe zu und gehe einfach zur Fahrertür. Sie hat offensichtlich gesehen das ich Nylons trage als ich mich eben ungeschickt in den Kofferraum gebeugt habe. Da ist jetzt auch nichts mehr dran zu ändern und einen Aufruhr will ich schon gar nicht.

Als ich einsteigen will geht sie sogar noch auf mich los. Sie zerrt an der Tür und will mich am einsteigen hindern. Jetzt brennen mir die Sicherungen durch. Ohne an die Folgen zu denken fauche ich sie an sie solle sich zu Teufel scheren, schließlich hätte sie doch bestimmt als junge Frau selber Damenstrümpfe und hochhackige Schuhe getragen.

Einen Moment ist sie völlig sprachlos, dann, ich bin inzwischen im Auto und habe die Tür zubekommen scheint sie zu explodieren.

Kinderschänder keift sie, Mannweib, alte Sau, sich als Frau auszugeben und unschuldige kleine Jungen zu verführen. Einsperren und kastrieren soll man mich und einiges mehr. Ich lasse den Motor an und fahre vorsichtig langsam los, als sie plötzlich die Tür aufreißt und mir ins Gesicht spuckt. Völlig perplex knalle ich die Tür wieder zu und um vor weiteren Angriffen geschützt zu sein drücke ich den Knopf herunter. Mit einem Papiertaschentuch wische mir den fremden Speichel vom Gesicht, während die Alte draußen herum tobt. Dann greife ich zu meinem kleinen Block und notiere mir das Kennzeichen des Autos in das ihr Begleiter inzwischen gestiegen ist. HEI für Heide und auch den Rest. Ihr Mann im Auto hat bemerkt das ich mir das Kennzeichen notiere, er startet den Motor, ruft sie heran und kaum das sie eingestiegen ist brettert er vom Parkplatz, kaum das sie die Tür noch geschlossen hat.

Einen Augenblick steht die Welt für mich still, dann nehme ich mir ein feuchtes Tuch aus der Box auf der Ablage und reinige mein Gesicht. Hinterher sehe ich das mein Make up ruiniert ist. Mit den Sachen aus meiner Handtasche versuche ich zu retten was zu retten ist. Dann, nachdem meine Wut und auch meine Angst sich langsam verzogen haben, kommen die Überlegungen. Soll ich die Frau anzeigen? Wenn ja, wo? Gleich hier in Dänemark, oder doch besser später Zuhause?

Ich beschließe erst einmal zurück zu fahren nach Trans. Dort will ich sehen was ich unternehmen kann. Der Rückweg ist diesmal irgendwie anders. Wann immer ein heller Golf auftaucht schaue ich automatisch auf das Kennzeichen. Doch eines aus Heide ist nicht dabei.

Im Feriendorf angekommen steige ich aus und nehme erstaunt zur Kenntnis das ich die ganze Zeit über die hohen Pumps anbehalten habe. Selbst das Autofahren geht damit also. Ich nehme meine zahlreichen Tüten und Taschen aus dem Kofferraum und bringe alles ins Haus. Niemand kümmert sich um die junge Frau im grauen Kleid und den hohen Pumps die hier eigentlich gar nicht recht hin passt. Allerdings ist es fast unmöglich auf den Absätzen hier im Gras zu gehen. Sie sinken einfach zu weit ein. Auch auf dem Bohlenbelag am Haus muss ich höllisch aufpassen nicht in die Fugen zu geraten, aber ich kriege es hin.

Als nächstes dusche ich lange und heiß um das Gefühl des -besudelt seins- zu vertreiben. Erst als der Warmwasserspeicher langsam leer wird und das Wasser immer kühler, höre ich endlich auf.

Anschließend überlege ich lange Zeit was ich jetzt anziehen soll. Dann siegt die Überzeu-gung trotz des Zwischenfalls in Tyboron meinen Urlaub auch weiterhin als Caroline zu verbringen. Ich schminke mich zuerst einmal neu. Wie eigentlich immer in der letzten Zeit etwas dezenter, mit weniger Farbe, aber trotzdem sehr gründlich. Dann beschließe ich noch einmal an den Strand hinunter zu gehen. Also werde ich die rote Hose, und die Jacke und die Gummistiefel nehmen. Darunter allerdings wie schon fast selbstverständlich Nylons. Natürlich lege ich auch einen BH an und meine Silikonbrüste. Meine Perücke muss ich allerdings waschen, die hat auch etwas abbekommen. Als sie zum trocknen hängt und ich meine zweite aufgesetzt habe, beschließe ich einfach einmal ein Kopftuch darüber zu binden. Allerdings nicht so auf die hausbackene Art sondern so wie Audrey Hepburn es in den 60er getragen hat. Damit wirkt meine Frisur etwas pfiffiger finde ich und niemand merkt das es sich um eine andere Perücke handelt als ich sonst trage.

Draußen empfängt mich ein kräftiger Wind, aber ich stiefele trotzdem unverdrossen los. Am Strand ist es wieder recht leer und ich kann am Wassersaum entlang gehen und dabei meinen Gedanken nachhängen.

Nach dem Abendessen und Abspülen sitze ich, nun wieder in Rock und Bluse, vor dem bullernden Kaminofen lasse den Tag Revue passieren und schreibe meine Erlebnisse in mein Tagebuch.

Der Angriff heute hat mir Angst gemacht. Aber was hat diese Frau dazu gebracht mich derart zu beschimpfen? Hat sie negative Erfahrung mit Transgendern? Ist wohlmöglich jemand aus ihrer Familie auch so? Hat sie ihre Wut, Angst und Enttäuschung auf mich projiziert? Ich weiß es nicht, beschließe aber deswegen nicht aufzuhören meinen Urlaub als Frau zu verbringen. Schließlich tue ich ja eigentlich niemanden etwas. Außerdem scheint ihr schon meine Kleidung Anlass genug gegeben zu haben. Folglich muss ich einfach noch mehr aufpassen was ich anziehe und wie ich mich bewege. Und ich muss noch viel mehr üben mich als Frau zu geben um solche Zwischenfälle wie vorhin zu vermeiden. Eines aber werde ich jetzt erst recht nicht tun, ich werde nicht aufgeben diesen Urlaub als Caroline zu verbringen!

Weiter mit Teil 5