Caroline - Teil 5

Auch am nächsten Morgen spüre ich weiterhin ganz tief in mir den Wunsch den Urlaub weiterhin als Frau zu verbringen und zu genießen. Dem Spuk vom Vortag mit der wütenden Alten, möchte ich nur ganz schnell vergessen. Ich werde auch weiterhin hinaus gehen und mir selbst und anderen beweisen das ich auch als Frau relativ problemlos in der Öffentlichkeit unterwegs sein kann.

Trotz der Pleite gestern möchte ich am liebsten wieder richtige Damenstrümpfe anziehen und darüber meinen engen grauen Rock. Obwohl er im stehen nur eben meine Knie bedeckt, ist das doch ein Stück länger als das neue Kleid von gestern und ich weiß das ich damit in der Wohnung bisher auch stets gut klar kommen bin. Es wird schon keiner hinter mein kleines Geheimnis kommen wenn ich mich nur weiblich genug bewege. Das bedeutet also wieder ganz doll aufpassen beim bücken. Ich muss immer daran denken mich mit geschlossenen Knie hinzuhocken, niemals mich einfach vorn über beugen. Der graue Rock wird mich jedoch stets daran erinnern mich anständig zu bewegen denn sein enger Saum hält meine Schritte schön klein und die Knie zusammen. Dazu passen die Strümpfe in Farbe Diamant, die ich bereits gestern an hatte sehr gut, denn mit ihrem leichten Graustich harmonieren sie damit prima. Dazu nehme ich heute mein graues Torselett. Es ist aus Seide, überall mit Spitze besetzt und hat 6 verstellbare Halter aus Metall mit Gummiknöpfchen. Diese Kombination hat mich noch nie im Stich gelassen, sprich noch nie hat sich ein Strumpf gelöst. Die Träger des Torseletts sind schön breit und sogar gepolstert, was es sehr erleichtert es auch mit den unten daran ziehenden Strümpfen und den schweren Brustprothesen einen ganzen Tag lang an zu haben. Trotzdem ist es heute das erste Mal das ich so etwas neckisches außerhalb des Hauses anziehe. Aber ich bin ja auch erst wenige Tage lang als Frau draußen unterwegs und immer noch entsprechend aufgeregt. Als das Mieder nach schließen der zahllosen Haken endlich fest und formend sitzt raffe ich mit flinkem Fingerspiel das hauchzarte Strumpfgespinst zu einem Ring und stecke meine Zehen mit den rot lackierten Nägeln hinein. Vorsichtig ziehe ich die Verstärkung über die Ferse, kontrolliere ob sie auch exakt sitzt und beginne den Strumpf ganz hochzuziehen. Es ist jedes Mal wieder ein unbeschreiblich schönes Gefühl die langen, seidig glatten und sehr transparenten Strümpfe an meinen Beinen empor zu streifen. Mit inzwischen so oft geübtem Griff clipse ich sie fest und stelle die Halter so kurz wie möglich ein. Straff, ganz straff sitzen meine Nylons jetzt im Stehen und die Strumpfränder die zwischen den Haltern in eleganten Kurven verlaufen reichen fast bis an den grauen French Slip heran den ich zum Schluss anziehe.

Wenig später bedeckt der Rocksaum sittsam diesen ultrafemininen Teil meiner Kleidung. Trotzdem bilden sich sofort kleine Fältchen in den Kniekehlen als ich mich kurz hinhocke um

ein Paar Pumps aus dem Schrank heraus zu suchen. Ich gleite mit den seidig glatt bestrumpft Füßen in die neuen hochhackigen grauen Wildlederpumps und finde mein Spiegelbild als Lady in grey wieder. Als Farbtupfer wähle ich deshalb mein pinkfarbenes Shirt und darüber die helle Wolljacke. Doch irgendwie komme ich mir auf den High Heels zum Einkaufen reichlich overdressed vor. Zwar habe ich am Vortag damit sogar Auto fahren können und sie sind auch trotz der hohen Absätze relativ bequem, aber für alltäglich irgendwie zu edel und viel zu auffällig. Kaum eine Frau würde mit solchen Schuhen zum shoppen gehen. So nehme ich denn die sehr angenehm zu tragenden schwarzen Pumps mit ihren etwas kräftigeren 5 cm Absätzen. Das sieht im Spiegel auch gleich viel besser aus und ich weiß das ich darauf den ganzen Tag lang unterwegs sein kann. Schließlich habe ich diese Pumps schon einmal 16 Stunden nonstop getragen. Das war zwar Zuhause und nur drinnen, aber ich war praktisch den ganzen Tag in Action. Es war das Wochenende nach dem Scheidungstermin, als ich die Hinterlassenschaft meiner Ex verpackt habe. Als ich die zahllosen Romane in Kartons stopfte und die Nilpferde sortierte und für die Versteigerung fotografierte. Da waren diese Pumps von C&A noch ganz neu, genauso wie die Bluse, der Rock und die Perücke. An diesem Tag war ich das erste Mal für einen ganzen herrlichen Tag lang Frau. Es kommt mir fast vor als wäre es erst letzten Monat gewesen als ich dieses irre Gefühl zum ersten Mal in mir spürte. Doch in Wirklichkeit sind fast 2 Jahre seither vergangen und erst seit wenigen, wunderschönen Tagen, lebt Caroline jetzt auch richtig.

Ich schaue in den großen Spiegel und prüfe sorgfältig meine Erscheinung. Eine Kette, einige Ringe, Ohrclips und ein Armreif, sowie ein Halstuch vervollständigen mein Outfit und ich mache mich daran die Handtasche zu packen.

Aus der Touristenzeitung habe ich mir schon vor einigen Tagen zwei, wie ich meine lohnenswerte Ziele, heraus gesucht. Beides sind Kunsthandwerkläden die in der Nähe von Ringköbing liegen. Außerdem überlege ich in der Stadt selbst noch ein wenig bummeln zu gehen.

Um kurz vor zehn bin ich fertig. Ein letzter Gang durch das Ferienhaus. Alle Fenster sind geschlossen und das Feuer im Ofen ist bereits aus. Mein Bett bleibt zum lüften noch aufgeschlagen, der Tisch ist sauber, das Frühstücksgeschirr abgewaschen. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel? Den Pony ein wenig zurecht gezupft, die Lippen noch einmal nachgezogen und zwei, drei Spritzer Shalima, meines Lieblingsparfüms genommen. Dann greife ich nach der Handtasche, lege meine ganz dunkelgrauen Pumps in den kleinen Einkaufskorb und trete vor die Tür. Die nervöse Anspannung und Aufregung, die mich begleitete als ich die ersten Male hinaus vors Haus trat, ist einer gewissen angenehmen Erregung gewichen. Ich weiß jetzt ich kann jederzeit auch als Frau hinaus gehen ohne Probleme befürchten zu müssen.

Der Nachbar glotzt wieder einmal zu mir hinüber als ich um die Hausecke komme und ans Auto trete. Seine Frau sitzt in ihrem, wie eine Wurstpelle spannenden, rosa Jogginganzug auf der Terrasse und schaut ebenfalls kurz hoch. Ich nicke in ihre Richtung und ernte ein grimmiges Gesicht. Was hat sie nur? Sicher passt es ihr nicht das ihr Mann immer zu mir hinüber schaut. Dann soll sie sich vielleicht einmal wieder ein wenig femininer anziehen. So wie sie heute wieder aussieht kann ich verstehen wenn sich selbst der eigene Mann nach anderen Frauen umschaut.

Ich beschließe den Kerl ein klein wenig zu provozieren und kehre noch einmal um, nachdem Handtasche und Korb bereits im Auto liegen. Ich habe heute morgen schon drei Paar Nylons gewaschen, in einem Handtuch ausgedrückt und anschließend im Bad zum trocknen aufgehängt. Mit wenigen Griffen sind die Strümpfe von der Leine genommen und ich lege sie im Waschbecken noch einmal kurz in kaltes Wasser. Dann trage ich sie tropfnass zur Wäschespinne hinter dem Haus. Dort hängt bereits mein Duschhandtuch vom Morgen. Dahinter, durch das Handtuch zum Weg ein wenig gedeckt, von den Nachbarn jedoch genau zu sehen, hänge ich die Nylons nun so auf wie Mutter es damals immer machte. Mit der verstärkten Spitze an der Leine festgeklammert und am unteren Rand mit einer weiteren Klammer beschwert, damit die hauchzarten Dinger nachher vom Wind nicht um die Leine gewickelt werden. Wie ich es mir schon gedacht habe guckt der Nachbar sofort sehr interessiert. Damit es ein bisschen unauffälliger wird hänge ich sie nach Farbe sortiert auf und um die Sache zu entschärfen klammere ich die Strümpfe am verstärkten Rand nun doch lieber paarweise zusammen. So sehen sie wenn sie da im Wind auf der Leine hin und her wehen - wenigstens auf den ersten Blick- wie Strumpfhosen aus.

Kurz nach 10 zeigt meine Uhr, als ich losfahre, mein Timing als Frau wird immer besser. Ich brauche längst nicht mehr so lange wie noch vor einigen Monaten um mich als Caroline zurecht zu machen. Übung macht den Meister heißt es ja auch, und in diesem Falle wohl die Meisterin. Das Schminken dauert nun nicht mehr weit über eine Stunde lang, denn ich habe inzwischen die einzelnen Schritte mit Camouflage, Fixierpuder und Creme-Makeup gut drauf. Auch Wimperntusche, Kajal, Rouge und Lippenstift sind mir in der Handhabung vertraut geworden. Und das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach sehen lassen. Sehe ich auf meinen ersten Bildern als Caroline noch eine zu kräftig und viel zu bunt geschminkte Gestalt, schaut mir von den Aufnahmen der letzten Monate ein dezent geschminktes Gesicht entgegen. All das was junge Mädchen im Laufe der Pubertät nach und mach erlernen, musste ich mir selbst beibringen. Und ich gestehe mir inzwischen gern ein das ich zu Anfang bezüglich Makeup und Kleidung viel zu wenig selbstkritisch war. Aber ich bin ja auch erst seit kurzem eine „Teilzeitfrau“ die sich, ich erinnere mich mit Grausen daran, vor wenigen Tagen erstmals im Rock und 30den Strümpfen in den Wald gewagt hat. Eine blöde Idee eigentlich, aber sie war die Initialzündung für Carolines Urlaub.

Im Nachhinein wäre es sicher viel vernünftiger gewesen zu diesem Anlass eine Damenhose anzuziehen, aber es ging ja auch so. Nun ist diese Dame dabei einen weiteren schönen Tag zu erleben. Mit einkaufen und shoppen, sehen und gesehen werden.

Seit meinen Travestien vor zwei Jahren mit den Klamotten meiner Ex, hat sich mein Kleidungsstil inzwischen deutlich verändert. Aus der flippig, teilweise schrill und übertrieben „ver“kleideten Caroline ist eine chick gekleidete Dame geworden. Es hat einige Zeit gedauert bis ich endlich wusste was ich tragen konnte und was ich besser meiden sollte. Meine ersten Einkäufe per Katalog waren geprägt vom Bild einer sexy Frau in den heißesten Klamotten. Das Schlimmste dabei war das ich von Körperbau und Statur her diese Sachen sogar tragen konnte. Doch im Rückblick kritisch betrachtet macht es wenig Sinn im Superminirock und auf Stiletto-Heels, grell geschminkt und mit Popolangen Haaren durch die Gegend zu stöckeln. Außer vielleicht auf dem Strassenstrich, aber da wollte ich nun wirklich nicht hin.

Gut auch das mich, außer zu den beiden Ausflügen zur Faschingszeit als Zigeunerin nie jemand gesehen hat. Aber ich habe die Zeit genutzt, mich weiterentwickelt, meine Richtung gefunden. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich seit ich hier in Dänemark bin, Carolines Stil auch konsequent eingehalten.

Zwar hängen im Schrank im Ferienhaus auch kürzere Röcke, liegen enge, figurbetonte Pullis und sexy Wäsche. Ich habe meine allerersten Silikonbrüste gar nicht erst mitgenommen. Die haben pro Stück um die 650g, was damals meiner Meinung nach mit einem 80 D BH unter engen Pullis unheimlich sexy ausgesehen hat. Inzwischen weiß ich das ich damit eher wie die Karikatur einer Frau aussehe und ich werde sie bestimmt niemals draußen anziehen. Genauso wenig die tollen hochhackigen Pumps die ich gekauft habe. Die grauen und die roten sind etwas für besondere Anlässe, von denen ich noch gar nicht weiß welche das sein werden. Die weißen hingegen und die dunkelblauen kann ich mir durchaus vorstellen einmal bei passender Gelegenheit in der Öffentlichkeit zu tragen. Irgendwie bin ich dankbar dafür das ich für einen Mann nur so eine mickrige Figur mitbekommen habe. Mein Vater hat lange nichts unversucht gelassen mich mit Sport aufzupäppeln, aber es hat nichts gebracht. Heute versetzt mich das in die glückliche Lage mit Hilfe von ein paar Polstern eine recht ansprechende Figur hinzubekommen und problemlos Damenschuhe mit hohen Absätzen tragen zu können. Selbst 12cm Hacken würden aus mir mit meinen 1,70 nur eine schlanke Frau von gut 1,80 machen. Selbst mit den roten Pumps würde ich von der Länge her noch nicht wie ein Leuchtturm wirken, aber ihre knallige Farbe fällt auf. Die weißen hingegen möchte ich zu gern einmal an den nächsten Tagen draußen anziehen. Oder die dunkelblauen, die unheimlich gut zu meinem blauen Rock passen müssten. Was der Typ in der Gallerie wohl gesagt hätte wenn ich auf diesen Stöckeln dort aufgelaufen wäre? Aber egal, es wird sich sicher über kurz oder lang eine Gelegenheit finden diese schönen Schuhe einmal in der Öffentlichkeit anzuziehen.

Bis nach Kloster dauert es fast eine Stunde, aber als Caroline fahre ich ja viel entspannter und sehr defensiv. Da hier oben in Dänemark sowieso ein Tempolimit von 80km/h gilt, reist es sich auf den freien, breiten und gut ausgebauten Strassen sehr angenehm. In Kloster angekommen, kann mich nach den guten Erfahrungen der letzten Tage auch der recht volle Parkplatz nicht davon abhalten nach kurzem Durchatmen auszusteigen und in den Laden zu gehen. Am Eingang weist ein Schild darauf hin das Stöckelschuhe hier nicht erlaubt sind. Nach wenigen Schritten erfahre ich auch warum. Die Heizkörper liegen parallel zu den Fenstern im Fußboden versenkt und sind mit einem Gitter abgedeckt. Meinen etwas kräftigeren Absätzen macht das jedoch nichts aus. Wieder einmal guckten zwar etliche Leute etwas genauer hin als ich die Regale entlang klappere, aber sonst erfolgte keine Reaktion. Ich schaue im ganzen Laden nach interessanten Sachen, finde aber nur ein paar hübsche Kerzen. Ein junger Mann, mit ebenso junger Frau und einem Baby auf dem Arm wartet scheinbar ungeduldig das seine Angetraute endlich fertig wird. Er guckt sehr direkt zu mir hin, lächelt sogar einmal schwach. Will der jetzt flirten, oder hat er mich erkannt? Möchte er am Ende gar selbst einmal Frauenkleider anziehen, oder so wie ich hinaus gehen? Doch auch als ich zum bezahlen eine ganze Weile in der langen Schlange stehe läuft alles wunderbar. Keiner guckt, keiner starrt, ich scheine als Frau durchzugehen. Der junge Mann ist inzwischen mit dem Baby und der Kinderkarre nach draußen abgeschoben. Seine Frau steht irgendwo hinter mir in der Schlange. Als ich herauskomme starrt er mich unverhohlen an, lächelt dabei aber. Ich hoffe mal er sieht in mir einfach nur eine Frau, denn er kann seinen Blick kaum von meinen Beinen losreißen. Das ist jedoch nicht verwunderlich, denn die einzige Dame die hier einen Rock trägt, bin ich.

Nach Ringköbing sind es jetzt nur noch wenige Kilometer und dort angekommen finde ich schnell einen freien Parkplatz. Ohne lange Nachzudenken steige ich aus und schlüpfe am Kofferraum genussvoll in die mitgenommenen, ein wenig höheren, dunkelgrauen Pumps. Die sitzen wie angegossen und trotz der schlankeren und gut 6-7 cm hohen Absätze kann ich darauf sehr gut gehen. Ich nehme die Handtasche her, schließe das Auto ab und wende mich der Fußgängerzone zu. Nach wenigen Metern bin ich wieder ganz ruhig und genieße es als Frau gekleidet unerkannt unter so vielen Menschen zu sein. Die Fußgängerzone ist voll, sehr voll! Regelrechte Menschenmassen sind heute unterwegs. Doch mir ist es recht, umso weniger falle ich auf. Ein kleines Geschäft zieht meine Blicke auf sich. Kunstvoll gearbeiteter Schmuck ziert die Auslagen und ich bleibe eine ganze Zeit lang stehen. Die Preise sind allerdings gepfeffert, da ist für mich leider nichts dabei. Ein paar Häuser weiter ist ein Modegeschäft das seine beiden kleinen Schaufenster mit eleganter Mode dekoriert hat. Wie immer klappt mir beim Anblick der Preisschilder der Unterkiefer herunter, aber es sind ja Dänenkronen, ich muss das etwa durch 7 oder 8 teilen. Ein schmaler, schwarzer Rock in kniebedeckter Länge hat meine Aufmerksamkeit erregt. Er ist asymmetrisch geschnitten, liegt vorne links übereinander und hat dadurch einen keilförmigen Schlitz über dem linken Knie. Aber wann soll ich so etwas elegantes tragen?

Das Kostüm daneben ist da schon eher etwas für mich. In einem grau-beige, mit einer schwarzweißen Bluse darunter. Das finde ich wirklich toll. Leider sagt das Preisschild nichts genaues über die einzelnen Teile aus. Ich beschließe es zu wagen und in den Laden hinein zu gehen und zu fragen. Was soll schon passieren? Die wollen schließlich doch auch nur verkaufen.

Nach tiefem Durchatmen bin ich im Laden und eine gediegen gekleidete ältere Verkäuferin steuert auf mich zu. Klassisches dunkelgraues Nadelstreifenkostüm, halbhohe Pumps, und trotz ihres Alters recht kräftig geschminkt. Sie fragt gleich auf deutsch nach meinen Wünschen und ich versuche ihr zu erklären das ich mich für das beige Kostüm aus dem Fenster interessiere. Sie schaut ganz kurz nur, dann nickt sie und führt mich nach hinten. Der vorne so schmale Laden zieht sich verwinkelt weit nach hinten durch. Hier hängen an hohen Ständern Kleider und Kostüme und nach kurzem Suchen zieht sie ohne mich gefragt zu haben eines in Größe 42-44 hervor. Damit schiebt sie mich in eine Ecke wo sich zwei Umkleidekabinen befinden und ich trete ein. Sie hangt das Kostüm an einen Haken und bedeutet mir es einmal über zu ziehen. Jetzt muss ich erst einmal ganz vorsichtig mein pinkfarbenes Shirt unfallfrei auszuziehen. Bloß keine Makeup Flecken hinein machen! Doch wegen des weiten Ausschnitts klappt das besser als erwartet. Dann den Rock hinunter und mir wird ein wenig unbehaglich. Nur im Torselett und den Strümpfen stehe ich jetzt da, wenn jetzt jemand guckt? Also schnell den Kostümrock vom Bügel gefummelt und angezogen. Schon besser, aber er sitzt knapp. Als ich die Kostümjacke herunter nehmen will um an die schwarz-weiße Bluse zu gelangen stelle ich fest das diese nur aus einem Einsatz in der Jacke besteht. Bluse und Jacke sind ein Stück, sehen aber wie zwei Teile aus. Schnell ist auch dieses Teil angezogen, sind die Knöpfe geschlossen und ich schaue in den Spiegel. Doch für einen richtigen Überblick ist die Kabine zu eng, so trete ich hinaus und schaue mich nach einem anderen Spiegel um. Ich finde das ich das Kostüm gut tragen kann, es fühlt sich vom Stoff her sehr angenehm an, sitzt jedoch ein wenig eng. Die Verkäuferin steht plötzlich neben mir und nickt mir zu. Auch sie findet das ich darin eine gute Figur mache. Auf meinen Einwand hin es sei ein wenig eng lächelt sie und meint es sei italienische Mode. Ich solle nur wieder in die Kabine gehen, sie würde ein anderes holen. Kaum habe ich die vielen Knöpfe geöffnet und die Jacke ausgezogen, reicht sie mir ein zweites Kostüm hinein. 44-46 steht auf dem Etikett, so etwas habe ich ja noch nie gebraucht, aber immerhin sind die Größen fein abgestuft. Der Rock passt jetzt auf Anhieb und auch die Blusenjacke sitzt besser. Noch einmal trete ich vor den Spiegel, drehe mich hin und her. Es sitzt wirklich gut und der Rock schwingt weich um meine Beine. Ich schaue auf das Preisschild und nachdem mir klar geworden ist das ich die Jacke mit Bluseneinsatz und den Rock zusammen für umgerechnet etwa 45 € bekomme, nehme ich das Teil.

Schnell ziehe ich Rock und Shirt wieder an und erhalte an der Kasse mein Kostüm. Die Verkäuferin bedankt sich für meinen Besuch und begleitet mich noch bis zur Tür. Mit der dezent gemusterten Tragetasche in der Hand gehe ich weiter und schaue mir noch zwei weitere Modegeschäfte an. Doch in beiden finde ich nichts was mir gefällt. Dann komme ich an das große Schuhgeschäft. Aber nachdem ich in den letzten Tage 9 Paar Damenschuhe gekauft habe brauch ich wohl nichts, obwohl mir das Paar hellbrauner Wildlederpumps im Fenster sehr gut gefällt. Ich gehe dann doch hinein, aber die Pumps sind nur bis Größe 40 da. Mach ja auch nichts, ich habe bestimmt für die nächste Zeit genug Schuhe. Auf dem Rückweg zum Parkplatz komme ich noch an einem weiteren Geschäft mit Damen- und Kindermode vorbei. Ein Blazer auf einem Ständer vor der Tür, erregt meine Aufmerksamkeit. Aber die Größe stimmt nicht, ist nur 38. So schlendere ich zurück Richtung Auto. Langsam wird mir bewusst wie selbstverständlich ich mich mittlerweile hier zwischen den vielen Menschen bewege. In der Masse gehe ich aber auch unter. Nur das ich einen Rock trage lässt vor allem Männer mich immer wieder deutlich anstarren. Das erinnert mich daran mich zusammen zu nehmen und stets kleine, schmalspurige Schritte zu machen, sonst ist mein Eindruck schnell dahin.

Danach will ich zu Willer-Keramik und nach kurzer Fahrzeit bin ich dort. Auf dem kleinen Parkplatz ist alles leer und vorsichtig gehe ich auf meinen Absätzen über den etwas unebenen Hofplatz. Drinnen in dem alten Bauernhaus sitzt die Töpfermeisterin an der Scheibe und begrüßt mich freundlich.

In aller Ruhe schaue ich mich um und lasse mir schließlich von der alten Dame, der Mutter der Töpfermeisterin, hinten in dem als Ausstellungsraum und Gaststube dienenden Teil des Hauses, Kaffee und Kuchen servieren. Sie tut so als sei es das natürlichste der Welt das ein Crossdresser bei ihr einkehrt und versucht sogar mich mit ihren wenigen deutschen Brocken auf eine Sonderausstellung im Obergeschoss hinzuweisen.

Die habe ich mir dann auch anschließend angesehen und sie entpuppt sich als eine Ausstellung von Seidenkleidern in Batikoptik. Leider ist nichts dabei was auch nur annähernd der Größe meines Portemonnaies entspricht und so klappere ich die steile Holztreppe wieder hinunter und nach vorn. Ein Paar mit zwei kleinen Kindern kommt mir entgegen und die Eltern schauen erstaunt als sie mich sehen.

An der zweiten Töpferscheibe sitzt jetzt eine sehr junge Frau und auch sie schaut mich sehr intensiv an. Als ich von der Toilette zurück bin und das Milchkännchen und den Zuckertopf für meine Mutter bezahle, lässt es sich nicht vermeiden etwas mehr zu sprechen. Die beiden Frauen stutzen kurz, lächeln dann und sagen mir ich sähe sehr gut aus und sie hätten vorher nicht bemerkt das ich anders sei. Ich erzähle ihnen das ich Crossdresser bin und warum ich Frauenkleidung trage. Sie möchten nun wissen was denn daran so anders ist und ich versuche es zu erklären. Beide können zwar nicht ganz verstehen was daran so schön ist Röcke und Nylons und hochhackige Schuhe zu tragen, aber finden es in Ordnung das ich mich so kleide. So schlicht und fraulich, und einfach wie eben auch richtige Frauen sich anziehen. Nicht grell, flippig und schrill, sondern so wie viele andere Frauen auch. Und das ich den Mut habe auch so hinaus zu gehen finden sie bemerkenswert.

Auf meinem Rückweg komme ich dann zu Anex-Lys, einem weiterem tollen Geschäft für Kunsthandwerk mit einer eigenen Kerzenzieherei. Dort kann man zuschauen wie nach alter Art Kerzen in Handarbeit gezogen werden. An diesem Tag ist es nicht so voll und ich gucke eine Zeit lang zu wie die Kerzen mit jedem Tauchvorgang dicker und länger werden. Anschließend finde ich ein schönes Glas das sich bestimmt gut dazu eignet mit Meersand und Muscheln gefüllt zu werden. An der Kasse bekomme ich auch hier wieder ein paar nette Komplimente für mein Outfit zu hören.

Auch in dem kleinen Glasladen wo ich noch einmal Station mache erkennt mich der Besitzer offensichtlich sofort wieder. Diesmal kaufe ich den beim ersten Mal nur gründlich inspizierten blauen Pflanztopf für meine Terrasse. Der junge Mann lässt es sich dann nicht nehmen, der „Dame’ beim einladen des schweren Teils, behilflich zu sein.

Inzwischen ist es schon fast 16 Uhr und trotz des leckeren Kuchens zwischendurch bei Willer-Keramik habe ich etwas Hunger. Der Stop in der Gard-Boutique liegt nahe und die warmen Milchbrötchen mit dänischer Salzbutter und Kakao schmecken wieder ausgezeichnet. Den Abschluss bildet ein Rundgang durch den Laden und ich kaufe noch ein paar kleine Andenken. Eine junge Angestellte die dabei ist Regale aufzufüllen beginnt zu lachen als sie mich sieht. Sie hockt mit hochrotem Kopf am Boden und hält sich den Mund zu, um trotzdem aus dem Kichern und Glucksen nicht heraus zu kommen. Ich lächle sie einfach freundlich an, gehe zur Kasse und zahle. Die ältere Dame dort kenne ich schon, sie ist freundlich wie immer. Sie schüttelt, nach einem langen Blick auf die immer noch kichernde junge Angestellte, den Kopf und entschuldigte sich.

In Fjaltring halte ich noch schnell beim Köpmand. Ich brauche noch ein bisschen was für’s Abendessen. Jetzt zur Feierabendzeit gegen 17 Uhr scheint der Laden gut besucht, ich muss ein Stück entfernt parken. Trotzdem greife ich mir meinen Einkaufskorb und gehe auf meinen hohen dunkelgrauen Pumps mit ihren laut pochenden Absätzen die Strasse entlang zum Laden. Drinnen ist es tatsächlich recht voll. Jetzt, kurz vor Ladenschluss, kommen all die die Feierabend haben und noch schnell einkaufen müssen. Allerdings sehe ich auch etliche der wohl überall anzutreffenden älteren Damen, die genauso gut am Vor- oder Nachmittag hätten kommen können. Trotzdem geht es alles mit der nötigen Freundlichkeit. Niemand drängelt, es fällt kein böses Wort.

Ich nehme Sahne, geraspelten Käse, Kartoffeln und eine kleine Packung Schweinefleisch. Daraus werde ich mir einen Auflauf zaubern der dann auch noch für Morgen reicht. Schließlich kann ich beim besten Willen nicht länger warten ohne aufzufallen. Die Leute um den Tresen herum sind in ein offensichtlich kontroverses Gespräch verwickelt. Hier zeigt sich wieder einmal die Funktion des „Tante Emma Ladens“. Er ist nicht nur Köpmand, also Kaufmann, nein hier werden auch die Neuigkeiten ausgetauscht. Noch während ich in der kurzen Schlange warte das ich an der Kasse drankomme schaut mich ein älterer Mann quer durch den Laden sehr interessiert an. Sein Gesicht ist vom Wetter gegerbt und er kann eigentlich nur Fischer oder Bauer sein. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, aber als ich nach wenigen Sekunden wieder hinschaue weiß ich er hat mich nicht aus den Augen gelassen. Was nun? Alles stehen und liegen lassen und flüchten? Warum und wovor? Noch ehe ich rot werden kann und eventuell etwas blödes anstelle bin ich jedoch dran. Die Frau hinter der Kasse scheint sich an mich zu erinnern. Sie gibt mir zu verstehen das Lone heute frei hat und nennt mir dann die Summe die ich zahlen soll. Noch immer habe ich Probleme mit den dänischen Münzen. So dauert es einen Augenblick bis ich alles zusammen habe. Dann nehme ich meinen Korb und die Handtasche und schiebe mich durch den Pulk noch immer laut diskutierender Leute Richtung Ausgang. Doch noch ehe ich die Tür erreichen kann, ist der alte Mann der mich die ganze Zeit über beobachtet hat heran. Für einen kleinen Moment bleibt mir fast das Herz stehen als er mir den Weg abschneidet. Aber er reißt nur die Tür für mich auf und mit einem freundlichen Gruß verabschiedet bin ich draußen.

Das sollen die bloß nicht so oft machen denke ich. Im Moment hatte ich echt geglaubt der will etwas von mir. Das kurze Stück zum Auto genügt jedoch um mich wieder zu beruhigen. Minuten später bin ich im Feriendorf und steige aus. Ich nehme die Einkäufe sowie die flacheren Pumps die ich heute Morgen zuerst getragen habe heraus und bringe alles auf Zehenspitzen durchs Gras balancierend ins Haus. Dort wechsle ich schnell in meine bequemen Holzsandalen die ich drinnen meistens trage um auch die Wäsche herein zu holen. Gerade habe ich das Handtuch über den Arm gelegt und bin dabei die Nylons vorsichtig abzunehmen als der Nachbar aus der Tür tritt. Zuerst bin ich sehr erschrocken, aber er nickt in meine Richtung und entfernt sich mit der Plastiktüte in der Hand zur Müllstation. Der alte Trick von meiner Mutter mit der Klammer am unteren Rand war gut. Die Strümpfe hingen ohne sich irgendwo verdreht oder verhakt zu haben noch immer schön senkrecht.

Ich gucke noch kurz ob mein Auto auch abgeschlossen ist, als mir bewusst wird das die Nachbarin drinnen hinter dem dunklen Fenster steht und mich wohl schon die ganze Zeit über beobachtet hat. Ich grüße sie durch ein Kopfnicken und bemerke das sie sich brüsk abwendet. Was will sie nur?

Wieder drinnen kleide ich mich schnell um, denn das Shirt und der Rock sind zu gut um sie bei der Hausarbeit anzubehalten. Ein helles Shirt und mein bequemer Jeansrock sind genau richtig um sich wohl zu fühlen. Zuerst wird der Ofen neu angeheizt und als ich dabei bin mein Abendessen zu bereiten geht die Sonne in einem furiosen Farbenspiel über dem Meer unter. Schließlich schiebe ich die Auflaufform in den Backofen und gehe ins Bad um mein Makeup ein wenig aufzufrischen. Obwohl schon fast 9 Stunden seit der Rasur vergangen sind, ist unter der Schminke vom Bartschatten noch nicht viel zu sehen. Nur bei Streiflicht von der Seite zeigt die raue Hautoberfläche das die blöden Stoppeln schon wieder nachwachsen.

Ich beschließe schnell telefonieren zu gehen während der Auflauf im Ofen vor sich hin gart. Ich schlüpfe in die schwarzen Pumps und aus der Tür. Zügig gehe ich mit schnellen kleinen Schritten hinüber zur Telefonzelle. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen, und es ist wieder wärmer geworden. Doch der kräftige Wind ist an meinen dünn bestrumpften Beinen trotzdem sehr gut zu spüren. Das gibt bestimmt wieder schlechtes Wetter, eine Warmfront kommt von Südwesten heran.

Bei meinen Eltern ist wie gehabt alles in Ordnung, nur meine Mutter macht sich Sorgen ob ihr Jüngster auch zurecht kommt, so ganz allein. Wenn die wüsste wie gut es „ihrer Jüngsten“ hier geht! Sie hat Angst ich könnte verhungern und fast bin ich versucht ihr zu erzählen das hier eine junge Dame täglich für mich kocht. Doch das wird nichts bringen. Danach würde sie diese Frau natürlich sofort sehen wollen und diesen Schock möchte ich ihr denn doch lieber ersparen.

Doch der Schock kommt dann doch, allerdings auf meiner Seite. Mutter teilt mir fast beiläufig mit das meine älteste Schwester auch in Dänemark Urlaub macht. So weit so gut, Dänemark ist groß und die Liebe zu meiner Schwester eher klein. Sie ist fast 16 Jahre älter als ich und war schon aus dem Haus als ich zur Schule kam. Außerdem haben wir kaum irgendwelche Gemeinsamkeiten, ganz zu schweigen von Geschwisterliebe. Nun erfahre ich das sie mich eventuell sogar besuchen will! Schei....benkleister, das fehlt mir noch, das Marianne plötzlich mit ihrem Klaus hier auftaucht. Meine große Schwester! Nicht nur was das Alter angeht, nein sie ist wirklich größer als ich. Und zwar gut eineinhalb Köpfe größer. Außerdem hat sie nicht nur ein Kreuz wie ein Bauarbeiter, nein sie benimmt sich häufig leider auch so und sie wiegt bestimmt 2 ½ Zentner. Das mit dem besuchen ist wirklich keine gute Idee, nein,...... nein! Wenn die mitbekommt das ich Caroline bin, meinen Urlaub hier als Frau gekleidet verbringe gibt’s bestimmt eine Katastrophe.

Glücklicherweise ist sie auf Seeland und eine mehrstündige Autofahrt hier herauf nach Nordwest Jütland kommt für sie bestimmt nicht in Frage. Das sieht auch Mutter ein als ich ihr vorsichtig beigebracht habe das Dänemark denn doch ein klein wenig größer ist als Schleswig-Holstein. Sie hat geglaubt das Marianne und Klaus zu mir hinauf nur mal eben eine Stunde brauchen würden.

Ich atme erleichtert auf, dieses Thema scheint erledigt zu sein. Nachdenklich gehe ich zurück zum Ferienhaus und setze ich mich noch auf einen Augenblick hinaus auf die Terrasse. Es ist Wahnsinn, wir haben Herbst und ich sitze hier in der Dämmerung im Windschatten des Hauses und warte darauf das mein Abendessen fertig wird.

Doch meine Gedanken kreisen immer mehr um ein Thema. Was passiert wenn meine Familie mitbekommt was, oder besser wer ich bin?

Meine älteren Schwestern sehe ich glücklicherweise nur ein bis zweimal im Jahr. Sie wohnen alle weiter entfernt so das ein überraschender Besuch bei mir Zuhause unwahrscheinlich ist. Aber meine Eltern sind mit dem Auto in einer guten halben Stunde zu erreichen und das gilt selbstverständlich in umgekehrter Weise auch für mich. Andererseits haben sie sich bisher immer vorher telefonisch angemeldet, um sich nicht die Nase zu stoßen. Auch fährt Vater nicht mehr gerne im dunkeln und Mutter hat den Führerschein nach ihrer großen Operation abgegeben.

Soweit also alles im grünen Bereich, aber will ich denn von meinen Nachbarn Zuhause als Caroline gesehen werden, oder kann ich mir das leisten? Gut, wir pflegen keine enge Nachbarschaft, guten Tag und guten Weg muss reichen, doch was werden sie denken wenn nach diesem Urlaub gelegentlich eine Frau aus meiner Wohnung kommt, bzw. wie werden sie reagieren wenn sie bemerken das ich diese Frau bin? Denn das Caroline auch Zuhause weiterleben wird ist nach diesen wunderschönen Erlebnissen der letzten Tage jetzt schon sicher. Vielleicht wäre es am besten, den Leuten im Haus reinen Wein einzuschenken.

Weiter mit Teil 6